26. April 2010 08:55
Lachclubs, Lachyoga, Lachtherapien - und sogar ein Weltlachtag: Jedes Jahr
am ersten Sonntag im Mai brechen weltweit Zehntausende Menschen um 14.00 Uhr
für drei Minuten in kollektives Gelächter aus. Die organisierte Heiterkeit
soll nicht nur die Laune heben, das Gemeinschaftsgefühl stärken und den
fernen Weltfrieden ein Stück näher rücken, sondern auch die körperliche
Gesundheit bessern. Lachen ist gesund, weiß der Volksmund. Aber Mediziner
tun sich erstaunlich schwer damit, diese Behauptung wissenschaftlich zu
untermauern.
Heiterkeit für Körper und Seele
An Versuchen mangelt es
nicht: Schon in den 60er Jahren begründete der Psychiater William Fry an der
kalifornischen Stanford-Universität die Gelotologie, also die Lehre von den
Auswirkungen der Heiterkeit auf Körper und Seele - teilweise im
Selbstversuch: Beim Betrachten von Slapstick-Komödien zapfte er sich selbst
Blut ab, das er anschließend analysieren ließ. Dabei fand Fry heraus, dass
Lachen das Immunsystem anregt.
Therapeutischer Nutzen?
Derartige Resultate nahm die Fachwelt
zunächst eher belustigt zur Kenntnis. Fast fünf Jahrzehnte später ist die
wissenschaftliche Datendecke für eine gesundheitsfördernde Wirkung des
Lachens noch immer recht dünn, obwohl inzwischen Biologen, Immunologen,
Endokrinologen und Psychologen der Heiterkeit ernsthaft nachspüren. Zwar
belegen viele kleine Untersuchungen, dass Lachen etwa den Blutfluss anregt
oder Stresshormone abbaut, aber der schlüssige Nachweis für einen
langfristigen therapeutischen Nutzen der Heiterkeit steht noch immer aus.
Weniger Stresshormone
Am meisten Aufsehen erregte eine Studie der
kalifornischen Universität Loma Linda an 20 Menschen mit Diabetes Typ 2.
Dazu verordnete der Psychoimmunologe Lee Berk den Patienten, die auch an
Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten litten, zusätzlich zu ihren
Medikamenten täglich eine halbstündige Komödie anzuschauen. In den folgenden
Monaten sanken im Blut dieser Probanden die Werte verschiedener
Stresshormone und Entzündungsproteine stärker als in der medikamentös, aber
humorlos behandelten Kontrollgruppe. Gleichzeitig stieg die Konzentration
des "guten" HDL-Cholesterins.
Ob die Menschen heute heiterer sind als in früheren Zeiten, wissen Forscher
nicht. Und die vielzitierten "wissenschaftlichen Studien", denen zufolge
Kinder 400 Mal lachen, Erwachsene dagegen nur magere 15 Mal, verweist der
deutsche Humorforscher Michael Titze ins Reiche der Legende. "Die
ursprüngliche Quelle dieser Zahlen habe ich nie finden können", sagt der
Psychologe. "Da schreibt einer vom anderen ab."