08. Mai 2008 08:49
Durchschnittlich jedes vierte Kind wird in Österreich mit Kaiserschnitt
entbunden, im Burgenland sogar jedes dritte. Die Weltgesundheitsorganisation
WHO schätzt, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Geburten mit Komplikationen
einhergehen, und empfiehlt daher eine Kaiserschnittrate in dieser
Größenordnung. In Österreich hatten wir über Jahrzehnte hinweg um die 10
Prozent Kaiserschnitte, jetzt hat sich diese Rate innerhalb weniger Jahre
nahezu verdoppelt.
Geburtserlebnis fehlt
"Wird das so weitergehen? Haben wir bald 50
Prozent Kaiserschnitte?", diese Fragen diskutierten die Wiener Hebammen mit
Vertretern der Ärzteschaft und der Sozialversicherung bei einer
Podiumsdiskussion in Wien. "Wir haben immer öfter mit Frauen zu tun, die
sich nach dem Kaiserschnitt betrogen fühlen. Das Geburtserlebnis fehlt, und
die Schmerzen sind nach der Operation oft viel schlimmer als erwartet",
sagte die Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums, Renate
Großbichler-Ulrich.
Bessere Beratung gefordert
Frauen wünschen sich mehr und bessere
Beratung, das bestätigen aktuelle Studien. Die Hebammen wollen daher in den
Mutter-Kind-Pass. Mindestens ein Termin bei der Hebamme in der 20. bis 24.
Schwangerschaftswoche soll der Frau helfen, sich nicht wegen aller möglichen
Risiken verunsichern zu lassen.
Natürliche Geburt
Leidenschaftlich für die natürliche Geburt
plädierte der Kinderarzt der Runde, DDr. Ferdinand Sator: "Die Geburt ist im
Evolutionsprogramm des Menschen tief verankert und hat enormen Einfluss auf
die körperliche und seelische Gesundheit. Auch im Informationszeitalter muss
es möglich sein, dass man nicht jede technische Errungenschaft für die große
Wahrheit hält, sondern auch das über Jahrtausende gewachsene Wissen schätzt
und mit den neuen Erkenntnissen kombiniert."