13. November 2007 10:16
Langjähriger Cannabis-Konsum beeinträchtigt nicht nur das Gehirn, sondern
kann auch zu schweren Lungenschäden führen. Das ergab eine Studie der
Universitätsklinik für Thoraxchirurgie am Inselspital Bern. Unter den
Patienten, die dort in den vergangenen Jahren wegen Lungenkollaps und
Lungenemphysem operiert werden mussten, befanden sich etliche junge Menschen
mit fortgeschrittener Zerstörung des Lungengewebes, wie der Klinikdirektor
Ralph Schmid berichtete.
Lunge kollabiert
Die Lunge bildet bei diesen Erkrankungen zuerst
große Blasen, danach platzt eine dieser Blasen und die Lunge kollabiert,
weil sie wegen der ausgetretenen Luft nicht mehr genug Platz zum Atmen hat.
Dieses sogenannte bullöse Lungenemphysem kam nach Angaben der Klinik in
dieser ausgeprägten Form früher bei jungen Patienten nicht vor. Schmid ging
diesem Phänomen nun nach und untersuchte 17 Patienten im Durchschnittsalter
von 27 Jahren, die im Schnitt nicht nur 11,8 Jahre lang Zigaretten, sondern
auch knapp neun Jahre lang täglich sechs Joints geraucht hatten.
Entzündungsherde
Welche der inhalierten schädigenden
Substanzen im Rauch für den ausgeprägten Lungenschaden verantwortlich ist,
ist bisher unklar. Nachgewiesen wurden von den Wissenschaftern aber
Cannabis-Fasern, die aus den ungefilterten Joints direkt in die Lunge
gelangen und dort als Entzündungsherde wirken. In einer Kontrollgruppe mit
Patienten im gleichen Alter trat kein Lungenemphysem auf, obwohl sich in
dieser Gruppe 74 regelmäßige Tabak-Raucher befanden. "Die Dosis macht das
Gift: Wer jahrelang regelmäßig, insbesondere täglich, Cannabis konsumiert,
muss mit schweren Lungenschädigungen und Atembehinderungen rechnen", sagte
Schmid.
Transplantation?
Die zum Teil sehr großen Blasen in der
Emphysem-Lunge der 17 Cannabis-Raucher wurden per Schlüssellochtechnik
operiert: Die Blasen wurden entfernt, so dass die Restlunge im Brustkorb
wieder mehr Platz zum Atmen hatte. Im Extremfall genügte aber diese
Operation nicht mehr für die Aufrechterhaltung der Atemfähigkeit. Es stelle
sich deshalb die Frage, ob einige dieser Patienten in Zukunft Kandidaten für
eine Lungen-Transplantation sein würden, erklärte die Klinik.
Bereits seit längerem ist bekannt, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum zu
langfristigen Veränderungen im Gehirn führen und psychische Störungen wie
etwa Schizophrenie zumindest mit auslösen kann.