25. Jänner 2007 09:18
Im November 2006 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO einen
erschreckenden Bericht: Die "Europäische Charta zur Bekämpfung der
Adipositas" belegte, dass die Hälfte aller Erwachsenen und ein Fünftel
aller Kinder in Europa übergewichtig sind. Und von dieser Gruppe neigt
wiederum ein Drittel Adipositas, Fettleibigkeit. Der Trend ist vor allem bei
Kindern und Jugendlichen alarmierend. Seit 1970 hat sich Anzahl adipöser
Kinder und Jugendlicher verzehnfacht. Erstmals gibt es auf der Welt mehr
Menschen, die an Übergewicht leiden als Menschen, die von Hunger bedroht
sind.
Essen soll Spaß machen
Die Ernährungswissenschafterin und
Gesundheitsexpertin Hanni Rützler setzt sich in ihrem neuen Buch "Kinder
lernen essen - Strategien gegen das Zuviel" mit Möglichkeiten
auseinander, wie man die Esskultur schon im Kindesalter fördern kann. "Unsere
Esskultur ist immer noch vom Mangel vergangener Zeiten geprägt",
sagte die Autorin. "Es gibt immer noch die Tradition des alles-
brav-aufessens." Auch dass beim Essen mit dem Gesundheitsaspekt
einzelner Lebensmittelgruppen argumentiert wird, stört Rützler: "Der
Genuss und die Lebensfreude beim Essen kommen meiner Meinung nach viel zu
kurz."
"Auf der Suche nach der kulinarischen Identitiät"
Zur
Zeit sind 230.000 verschiedene Lebensmittel auf dem Markt erhältlich.
Wichtig wäre es, den Kindern eine möglichst große Vielfalt an Genüssen
anzubieten: "Vor allem Kinder im Alter zwischen drei und fünf
entwickeln Lieblingsspeisen und könnten sich dann monatelang von Pommes oder
Spaghetti mit roter Sauce ernähren." Auch wenn es Eltern
vielleicht schwer fällt, sich gegen die oft sehr bestimmten
Menüvorstellungen durchzusetzen: Sie sollten nicht die Kinder entscheiden
lassen, was sie essen wollen. "Man muss Kinder auf der Suche nach ihrer
kulinarischen Identität unterstützen und ihnen helfen, Wurzeln zu schlagen."
Eltern haben auch beim Essen Vorbildfunktion
Ein zentraler Punkt
ist, dass Kinder nicht das gerne essen, was sie mögen, sondern das mögen,
was sie oft essen. "Eltern haben eine große Verantwortung für die
Geschmacksentwicklung von Kindern. Und sie sind dementsprechend große
Vorbilder. Wenn Eltern selbst regelmäßig verschiedene Obst- und Gemüsesorten
essen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass auch Kinder für sich
selbst Obst- und Gemüsevorlieben entwickeln."