23. Februar 2009 08:18
Die "Pille für den Mann" ist nach Einschätzung eines Experten frühestens im
Jahr 2012 marktreif. Die Zuverlässigkeit werde bei einer Studie der
Weltgesundheitsorganisation WHO in den nächsten drei Jahren an rund 50
Paaren getestet, sagte der Leiter der Studie, Prof. Michael Zitzmann.
Zitzmann ist Androloge und Endokrinologe am Institut für
Reproduktionsmedizin der Universität Münster. "Die Sicherheit dieser
Verhütungsmethode käme einer Durchtrennung der Samenleiter gleich", sagte
der Mediziner.
Spritzen statt Tabletten
Tabletten müssen Männer allerdings nicht
schlucken. Stattdessen werde das Hormon Testosteron gespritzt. "Die Hoden
stellen Testosteron nicht mehr her, wenn es von außen kommt", sagte
Zitzmann. Somit würden auch keine Samenzellen mehr produziert.
Hohe Sicherheit
Vorteile sieht der Hormonmediziner in der
künftigen Wahlmöglichkeit für Paare. "Viele Männer wollen ihrer Frau gern
die Last der Einnahme abnehmen", sagte Zitzmann. Angst, dass der Körper sich
durch die Hormone verändere, müsse aber kein Mann haben. "Das Testosteron
wird so dosiert, dass es dem entspricht, was der Mann ohnehin herstellt. Der
Mann wird jetzt nicht zum Bodybuilder werden", sagte der Forscher. Ferner
beschrieb der Wissenschafter die "Kontrolle der Männer über ihre
Fertilität", also ihre Fruchtbarkeit, als Fortschritt. "Weil die Männer
keine Spermien mehr haben, ist die Sicherheit (der Wirkung) deutlich höher,
als bei der Pille für die Frau."
Alle acht Wochen
Bisher hatte es laut Zitzmann nur Studien an
Männern gegeben. Bei der WHO-Studie wird die Zuverlässigkeit des
Verhütungsmittels nunmehr an Paaren beobachtet. Alle acht Wochen erhielten
die Männer Hormonspritzen vom Facharzt. Diese Veränderung sieht der Experte
als günstig an, da nicht mehr täglich an die Einnahme gedacht werden müsse.
Wer einen Kinderwunsch verspüre, müsse sich wegen mangelnder Samenproduktion
nicht sorgen: "Nach drei bis fünf Monaten ist man wieder auf dem vollen
Niveau." Zitzmann erwartet einen ähnlichen Arzneimittelpreis wie bei der
klassischen Pille: "Was eine Frau für die Pille ausgibt, das sollte die
Spritze auch kosten."
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