14. Dezember 2007 12:25
Probiotika können tatsächlich Darmerkrankungen lindern. Das haben
Wissenschafter des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung
an Kulturen des Bakterienstamms E. coli Nissle nachgewiesen. Die Bakterien
machen demnach die Darmoberfläche widerstandsfähiger, indem sie den
Zusammenhalt der Epithelzellen stärken. "Probiotika wirken tatsächlich
- nicht nur der Glaube daran", erklärten die Projektleiterinnen Astrid
Westendorf und Sya Ukena. Von ihrer Studie erhoffen sie sich nun neue
Perspektiven bei der Suche wirksamer Therapien chronischer Darmerkrankungen.
Bakterien abschotten
Die Oberfläche des Darms hat die Aufgabe,
Bakterien vom Körperinneren abzuschotten. Gelangen Mikroorganismen durch das
Darmepithel in den Körper, kann es zu schweren Erkrankungen kommen. Dies ist
etwa bei chronischen Darmentzündungen der Fall. Die Braunschweiger
Wissenschafter zeigten am Tiermodell, dass die Einnahme von E. coli Nissle
die Krankheitssymptome abschwächt. Dazu untersuchten sie Mäuse, die
keine natürliche Darmflora besitzen. Ein Teil dieser Mäuse erhielt mit dem
Futter E. coli Nissle. "Bei diesen Tieren konnten wir nachweisen, dass
vermehrt bestimmte Proteine gebildet werden, die den Zusammenhalt der
Epithelzellen stärken", sagt Ukena. Bei der Vergleichsgruppe sei das nicht
der Fall gewesen.
Zustand verbessert
Dieses erste Ergebnis überprüften die Experten
dann an Mäusen, die an Colitis erkrankt waren: Ihr Darm war chronisch
entzündet, sie litten unter Durchfall, Flüssigkeitsverlust und verloren
rasch Gewicht. "Nachdem diese Mäuse die Probiotika bekamen, verbesserte sich
ihr Zustand dramatisch - der Durchfall ließ nach", berichtet Ukena. Eine
Analyse des Darmgewebes habe auch hier ergeben, dass die Epithelzellen die
Produktion derjenigen Proteine steigerten, die ihren Zusammenhalt stärkten.
Erfolg
Zuvor hatten englische Wissenschafter nachgewiesen, dass
probiotische Joghurtgetränke vor Durchfall nach der Einnahme von Antibiotika
schützen. In dieser bereits im Sommer veröffentlichten Studie bekamen mehr
als 100 Patienten, die wegen Infektionen mit Antibiotika behandelt wurden,
zwei Mal täglich entweder ein Joghurtgetränk mit Milchsäurebakterien oder
aber ein keimfreies Milchshake. In der Milchshake-Gruppe bekam jeder dritte
Patient Durchfall, bei den Joghurtkonsumenten dagegen nur jeder achte.
Durchfall, der vom Erreger Clostridium difficile verursacht wurde, trat in
der Milchshake-Gruppe bei 17 Prozent auf. Bei Konsum von Probiotika hatte
kein einziger Patient Probleme mit diesem Keim.