26. April 2010 08:28
Je mehr direkte Angehörige eines Mannes an Prostatakrebs erkrankt sind,
desto höher ist sein eigenes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Das zeigt eine
am Freitag veröffentlichte Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums
(DKFZ) in Heidelberg, bei der die Wissenschaftler die persönlichen
Risiken abhängig vom Alter errechneten.
Familiäre Krebsfälle
Danach haben Männer bis zu 65
Jahren mit drei betroffenen Brüdern ein 23-mal höheres Erkrankungsrisiko als
die Kontrollgruppe von Männern ohne betroffene Angehörige. Männer zwischen
65 und 74 Jahren dagegen, bei denen nur der Vater betroffen war, haben
demnach ein 1,8-fach erhöhtes Risiko und damit innerhalb der Gruppe der
familiären Krebsfälle die geringste Risikosteigerung. Generell fällt das
persönliche Risiko nach Angaben der Forscher umso höher aus, je jünger die
Angehörigen bei der Diagnose Prostatakrebs waren.
Die Experten analysierten für ihre Studie die Daten von 26.651
Prostatakrebspatienten, die aus dem schwedischen nationalen
Familien-Krebsregister stammen. Laut DKFZ handelt es sich um die größte
jemals veröffentlichte Studie zu familiärem Prostatakrebs.
Risiken oft angezweifelt
Erhöhte familiäre Krebsrisiken werden
häufig angezweifelt. Nach Ansicht von Kritiker werden die Ergebnisse dadurch
verfälscht, dass Angehörige von Betroffenen alarmiert sind und daher
besonders häufig an Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen. Dadurch komme
es bei ihnen auch öfter zu Überdiagnosen, da auch solche Tumoren entdeckt
würden, die zeitlebens nie Symptome bereitet hätten.
Neuerkrankungen
Die Forscher untersuchten deshalb auch die
Sterblichkeit an Prostatakrebs in Bezug auf die Anzahl betroffener
Verwandter. Es zeigte sich demnach die gleiche Risikoverteilung wie bei den
Neuerkrankungen. In Deutschland wird derzeit jährlich bei über 60.000
Männern ein Prostatakarzinom diagnostiziert.