29. Mai 2008 09:56
Pflanzen können gleichsam eine Lebensmittelvergiftung bekommen und sich mit
Salmonellen infizieren. Das hat eine Wissenschaftergruppe um Heribert Hirt
an den Max Perutz Laboratories (MFPL) in Wien gemeinsam mit französischen
Kollegen herausgefunden. Die Arbeiten wurden vom Wissenschaftsfonds FWF
unterstützt und in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "PLoS ONE"
veröffentlicht. Die Entdeckung könnte Konsequenzen für Produktion und
Verarbeitung von Nahrungsmitteln haben.
Lebensmittelvergiftung
1,5 Milliarden Fälle von
Lebensmittelvergiftung pro Jahr werden laut World Health Organisation (WHO)
durch den Bakterienstamm Salmonella hervorgerufen. Bisher galten infizierte
Fleischprodukte und Pflanzen, deren Oberfläche mit verunreinigtem Wasser in
Kontakt gekommen ist, als einzige Infektionsquelle.
Gründliche Reinigung
Im Detail haben die Genetiker Bakterien
des Stammes Salmonella typhimurium, die beim Mensch Lebensmittelvergiftungen
auslösen können, untersucht. Dabei zeigte sich, dass Pflanzen nicht nur
passiv zur Verschleppung der Keime beitragen können. Vielmehr können sich
die Bakterien in Pflanzenzellen auch vermehren. Das bedeutet nun, dass eine
oberflächliche Reinigung von pflanzlichen Nahrungsmitteln nicht in jedem
Fall vor einer Infektion mit Salmonellen schützt.
Bakterien
"Wir haben einzelne Bakterien mit einem
fluoreszierenden Protein markiert und dann sehr deutlich deren Eindringen
und Vermehrung in Wurzelzellen beobachten können. Bereits drei Stunden,
nachdem die Bakterien in Kontakt mit den Wurzeln kamen, waren sie in die
Zellen feinster Wurzelhaare eingedrungen", erklärte Hirt. Schon 17 Stunden
später seien auch die Zellen dickerer Wurzeln infiziert gewesen.Bei
Untersuchungen des Abwehrsystems der Pflanzen gegen Keime zeigte sich, dass
dies gegen die Salmonellen nicht sehr erfolgreich ist. Die Abwehrmechanismen
springen zwar an, unterbinden die Infektion aber nicht.
Infektiöses Wasser
Die Bedeutung der neuen Erkenntnisse
könnte für Produktion und Verarbeitung von Nahrungsmitteln weitreichend
sein. So nimmt der Bedarf an Nahrungsmitteln und Wasser weltweit zu. Dabei
erzwingt der steigende Bedarf an Wasser oftmals den Einsatz von
ungereinigtem und damit potenziell infektiösem Wasser. Wenn, wie jetzt
erkannt wurde, Salmonellen in Pflanzenzellen überleben und sich vermehren,
dann nützt das Reinigen von Rohkost nichts, um eine Lebensmittelvergiftung
zu verhindern. Laut den Experten müssten vielmehr neuartige
Behandlungsmethoden und Testsysteme für Salmonellen-Infektionen in Pflanzen
entwickelt werden.