07. Mai 2008 09:22
Bittere Erkenntnis: Drei Viertel der Kinder von zehn bis 13 Jahren sind
nicht in der Lage, süß, sauer, bitter und salzig zu unterscheiden. Das ergab
eine im Auftrag der AMA Marketing durchgeführte Studie, deren Ergebnisse in
Wien präsentiert wurden.
Auch Geruchsdefizite
Für die Studie unter der Leitung des
Lebensmittelwissenschaftlers Klaus Dürrschmid von der Universität für
Bodenkultur wurden die Geschmacks- und Geruchswahrnehmung von 385 Kindern in
18 Schulen getestet. Überraschend große Defizite gibt es demnach nicht nur
beim Schmecken, sondern auch beim Riechen: Nur 57 Prozent der Kinder konnten
von elf Gerüchen zumindest acht richtig erkennen, lediglich jedes neunte
hatte "elf Richtige".
Nur 27 Prozent
27 Prozent der Probanden schafften es, alle vier
Grundgeschmacksrichtungen zu unterscheiden. Knapp ein Viertel erkannte eine,
acht Prozent identifizierten überhaupt keine der Geschmacksarten. 71 Prozent
erkannten "süß", 58 Prozent "salzig", jeweils 45 Prozent "bitter" und
"sauer".
Kinder vom Land besser
Kinder aus ländlichen Regionen waren beim
Riechen besser als solche aus der Stadt, sie essen weniger Weißbrot, dafür
mehr Misch-und Vollkornbrot, trinken weniger stark Gesüßtes und greifen
seltener zu Schnellimbissen. Hauptschüler konsumieren im Vergleich zu
Kindern im Gymnasium mehr Weißbrot, weniger Obst und Gemüse, dafür mehr
gesüßte Getränke und Schnellimbissgerichte. Sie schnitten sowohl beim
Geruchs- als auch beim Geschmackstest schlechter ab. Grundsätzlich gilt: Je
höher der Obst- und Gemüsekonsum, desto besser die olfaktorischen Leistungen.
Genetische Disposition?
Ob die Zusammenhänge mit
Ernährungsgewohnheiten kausal sind, wurde noch nicht untersucht. Dürrschmid:
"Eine genetische Disposition wäre denkbar. Es darf auch nicht daraus
geschlossen werden, dass Kinder schlechter riechen und schmecken als vor 20,
30 Jahren." Auf jeden Fall schneiden Erwachsene in beiden Kategorien
bedeutend besser ab.
AMA-Marketing-Geschäftsführer Stephan Mikinovic
wies darauf hin, dass "wir in einer überaromatisierten Gesellschaft leben.
Der durchschnittliche Konsument nimmt pro Jahre 19 Kilo Industriekonzentrate
zu sich - mehr als Äpfel oder Paradeiser."
Genussfähigkeit wichtig
"Die Genussfähigkeit ist ein
wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsbildung", erklärte die Pädagogin
und Ernährungswissenschafterin Andrea Lehner. Sinne können geschult werden -
und solche Schulungen spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention von
Essstörungen.