03. September 2007 15:26
Weltweit wird niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS), der Wirkstoff von
Aspirin, einem Großteil der Patienten verschrieben, die schon einen
Herzinfarkt oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung gehabt haben. In einigen
Ländern - so in Österreich - darf ASS auch zur Verhinderung erster
Herz-Kreislauf-Zwischenfälle bei noch Gesunden mit einem Risiko dafür
eingesetzt werden.
Studie gestartet
Doch weltweit hat sich das noch nicht
durchgesetzt. Der deutsche Pharmakonzern Bayer Schering startet deshalb
jetzt eine Studie mit 12.000 Probanden, die in den kommenden Jahren klären
soll, ob die Acetylsalicylsäure auch "Normalbürger" mit einem moderaten
Herz-Kreislauf-Risiko schützt.
Messung mit Placebogruppe
6.000 der Probanden werden täglich 100
Milligramm ASS einnehmen. Das ist die am häufigsten in der Prävention von
akuten Herz-Kreislauf-Zwischenfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall
verwendete Dosierung. Die andere Hälfte bekommt ein Placebo. Als Messpunkte
wird die Häufigkeit von nicht tödlichen Herzinfarkten, nicht tödlichen
Schlaganfällen und Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen
herangezogen. Man nimmt an, dass nach rund 1.500 solcher Ereignisse
statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen
feststellbar sein wird.
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Die Acetylsalicylsäure wurde 1897 als Rheumamittel erfunden. Die gute
Schmerzstillung, Entzündungshemmung und Fiebersenkung durch hohe Dosierungen
(ein Gramm pro Dosis bei Erwachsenen) waren jahrzehntelang jene
Eigenschaften des Jahrhundertmedikaments, welche Ärzte und Patienten danach
greifen ließen.
Erst in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam der britische
Chemiker und spätere Nobelpreisträger John Vane hinter den
Wirkungsmechanismus von ASS. In niedriger Dosierung (75 bis 325 Milligramm)
hemmt sie vor allem das Enzym COX-1, das an der Bildung von Thromboxan der
Blutplättchen beteiligt ist. Das ist der Mechanismus, über den im Fall eines
Infarktes Blutgerinnsel in einer Koronararterie entstehen. In hoher Dosis
blockiert ASS das Enzym COX-2, das wiederum ein Charakteristikum von
Entzündungen, Fieber etc. ist.
Reduktion von Herzanfällen
Der derzeitige Forschungsstand
besagt, dass die prophylaktische Therapie mit Aspirin das Risiko eines
ersten Herzinfarktes um 32 Prozent und die gesamte Gefährdung durch
Herzinfarkt, Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Todesfall um 15 Prozent
reduzieren kann. Das wäre eine Menge bei jährlich weltweit geschätzten 32
Millionen akuten Herzanfällen.