20. November 2007 09:05
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist bei einer aktuellen
Untersuchung der Frage nachgegangen, ob Smoothies ein echter Ersatz für
pures Obst und Gemüse sein können. Im englischsprachigen Ausland gelten
diese - zum Unterschied zu normalen Fruchtsäften - aus ganzen Früchten
gewonnenen Getränke bereits länger als Wellness-Trend. Seit Anfang 2007
erobern sie aber auch hierzulande die Supermarktregale. Nach Angaben des
Marktforschungsunternehmens ACNielsen wurden in den vergangenen zwölf
Monaten allein in Deutschland knapp 16 Mio. Liter davon verkauft. Laut einer
aktuellen Studie des Instituts GfK erreichen die gekühlten Fruchtdrinks auch
in Österreich bereits nach einem halben Jahr eine Reichweite von 14 Prozent.
Angesichts dieser Entwicklung und einer immer unüberschaubarer werdenden
Anzahl von verschiedenen Anbietern, die Produkte unterschiedlicher Qualität
auf den Markt bringen, wird der Ruf nach einheitlich geregelten Standards
immer lauter.
Echte Smoothies
"Wir beobachten in letzter Zeit verstärkt den
Versuch vieler Unternehmen, alles unter dem Begriff 'Smoothie' zu
vermarkten", erklärt Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin und
DGE-Sprecherin. Man habe festgestellt, dass sich hinter diesem Begriff
durchaus sehr verschiedene Produkte verbergen können. Einige seien
hauptsächlich aus Saft oder Saftkonzentraten hergestellt und unterscheiden
sich daher kaum von normalen Fruchtsäften. "Echte Smoothies bestehen nur aus
Fruchtmark bzw. -püree, Direktsäften und gegebenenfalls Fruchtstücken", so
Gahl. Zu beachten seien vor allem auch die qualitativen Unterschiede der
angebotenen Produkte, die es Ernährungsexperten nur schwer erlauben, eine
generelle Beurteilung der Getränke abzugeben.
Hoher Fruchtzuckergehalt
Trotz des Fehlens eines einheitlichen
Standards nennt die DGE-Sprecherin einige wesentliche Punkte, weshalb
frischem Obst und rohem oder schonend gegartem Gemüse gegenüber den
Smoothies der Vorzug gegeben werden sollte. "Zunächst einmal ist im
Vergleich zum direkten Obst- und Gemüseverzehr der Gehalt an wichtigen
Inhaltsstoffen in Smoothies wesentlich geringer", erläutert Gahl. Zudem
würden frisches Obst und Gemüse aufgrund ihres großen Volumens besser zur
Sättigung beitragen. Auch das Kauerlebnis und die hohe geschmackliche
Variationsbreite gehe bei Smoothies verloren. "Durch das Kauen wird der
Vorgang des Essens verlängert, wodurch wiederum der Sättigungseffekt besser
zur Geltung kommt", so die Ernährungsexpertin. Auf jeden Fall sollten
Smoothies aber nicht zusätzlich verzehrt werden, da Produkte mit viel Obst
einen besonders hohen Fruchtzuckergehalt aufweisen.
Problematische Werbeaussagen
Problematisch sind in den Augen von
Gahl aber auch viele der Werbeaussagen mancher Smoothies-Hersteller. Diese
werben nämlich zum Beispiel damit, dass mit 100 Millilitern ihres Produktes
die Hälfte der empfohlenen täglichen Ration an Obst und Gemüse verspeist
werden könne. "Die angegebenen Mindestempfehlungen basieren auf einer von
der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Menge von 400 Gramm pro Tag,
die auch in Entwicklungsländern mit geringer Verfügbarkeit und geringem
Obst- und Gemüsekonsum gelten", stellt Gahl fest. Für Deutschland liege die
DGE-Empfehlung aber mit 600 bis 650 Gramm weitaus höher.