06. Dezember 2007 11:59
Die Influenza ist in Österreich. Bei Schulkindern, die in den vergangenen
Tagen in Wien-Floridsdorf erkrankten, wurde eindeutig ein H1N1-Virus
festgestellt. Doch viel zu wenige Österreicher - nur 18 Prozent - lassen
sich jährlich gegen die gefährliche Erkrankung per Impfung schützen. Dabei
kann sie die Todesrate speziell von betagten Personen mit chronischen
Erkrankungen wie Atherosklerose halbieren, erklärten Experten.
Billige Gesundheitsmaßnahme
"Um mit der Mammographie durch
Brustkrebsfrüherkennung ein Lebensjahr zu retten, benötigt man 40.000 Euro.
Um ein Lebensjahr durch die Grippeimpfung zu retten, braucht man nur 140
Euro. Das ist die billigste Gesundheitsmaßnahme", sagte der Infektiologe
Christoph Wenisch, Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung am SMZ-Süd in
Wien.
Überwachung
Die Krise fängt für die Experten schon bei der
epidemiologischen Überwachung an. Zwar dürften pro Jahr rund 380.000
Österreicher an einer Influenza erkranken, doch wie viele Todesfälle durch
die Infektion bzw. nachfolgende Komplikationen verursacht werden, ist im
Detail unbekannt. Tenor der Fachleute: Bei Obduktionen wird kein
Virus-Nachweis durchgeführt. Die Todesursachen sind zwar Herz-Kreislauf-
oder respiratorisches Versagen oder gar Schlaganfälle, doch die in den
Wintermonaten als Auslöser oft bei Senioren fungierende Influenza wird
einfach nicht diagnostiziert.
Durchimpfung
Dabei könnte eine Durchimpfung möglichst großer
Bevölkerungskreise das Risiko erheblich senken. Vergangenes Jahr aber waren
in Österreich nur 18 Prozent der Gesamtbevölkerung gegen die Influenza
geimpft, gar nur 17 Prozent des Gesundheitspersonals und nur 35 Prozent der
chronisch Kranken wie Patienten mit Herz- oder Lungenleiden, Diabetes etc.
Im neuen Österreichischen Impfplan laut dem Vorsitzenden des Impfausschusses
des Obersten Sanitätsrates, Ingomar Mutz, erstmals die Empfehlung enthalten,
dass sich alle über 50-Jährigen auf jeden Fall gegen die Influenza per
Vakzine schützen lassen sollen.
Schutz vor Komplikationen
Dutzende wissenschaftliche Studien
haben hingegen bewiesen, dass die Influenza-Impfung gerade die Senioren vor
den lebensgefährlichen Komplikationen der Erkrankung schützt. Mutz: "In
Japan gab es 1962 bis 1987 die generelle Impfung der Schüler. Das wurde
abgeschafft. Man hat später gesehen, dass die Impfung der Schüler die
Sterblichkeit der älteren Personen reduzierte. Jährlich hatte es 37.000 bis
49.000 Todesfälle weniger gegeben." - Eben, weil die Kinder die Älteren,
Schwächeren und chronisch Kranken ansteckten.