15. November 2007 08:49
Verhütung gehört für die meisten Frauen zum Alltag: Die tägliche Einnahme
der Pille, das wöchentliche Auswechseln des Hormonpflasters oder der
monatliche Austausch des Verhütungsrings. Aktuelle Studien bezeugen
Verhütungsmethoden allerdings kein gutes Zeugnis. Erst vor wenigen Tagen
haben Experten am Kongress der amerikanischen Herz-Gesellschaft in Orlando
(Florida) eine Analyse präsentiert, laut der die Pille nach einer
zehnjährigen Einnahme das Risiko eines Herzinfarktes um 30 Prozent erhöhen
soll.
Expertin ist skeptisch
Kardiologin Dr. Jeannette Strametz-Juranek
sieht die Studienergebnisse jedenfalls kritisch: „Ich kenne die Studie zwar
nicht, aber oft wird noch mit Präparaten mit einem hohen Östrogenanteil
gearbeitet. Bei den neuen Verhütungsmitteln fehlen vielfach die
Langzeitstudien.“ Auch Gynäkologe Dr. Paul Sevelda beruhigt: „Ich glaube,
die Pille ist das am besten untersuchte Medikament überhaupt.“ Dass die
Pille bestimmte Risiken steigen lasse, sei auch schon lange bekannt: „So
haben Frauen, welche die Pille nehmen, ein dreifach erhöhtes
Thrombose-Risiko. In Zahlen schaut das so aus, dass das Risiko von einer
Frau von 10.000 auf drei von 10.000 ansteigt – und das ist nicht so viel.“
Verhütung in Österreich
Würde das Ergebnis der Studie
hingegen stimmen, wären die Auswirkungen fatal: Eine vom Pharma-Unternehmen
Wyeth in Auftrag gegebene Befragung von 500 Österreicherinnen zwischen 14
und 40 Jahren ergab, dass 27 Prozent mit Pille verhüten, 16 Prozent mit
Hormonspirale und zwölf Prozent mit Kondom. Dem Verhütungspflaster und -ring
vertrauen nur ein bis zwei Prozent und ein Viertel der Befragten verhütet
überhaupt nicht.
Kritik Spirale
Ebenfalls im Kreuzfeuer der Kritik ist die
Hormonspirale. Eine Onlineumfrage des Grazer Gesundheitszentrums hat
ergeben, dass 88 Prozent von 1.500 Frauen, welche die Hormonspirale nehmen,
über Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Unterleibsschmerzen und
Kopfweh klagen. Gynäkologe Sevelda kann diese Zahlen nicht nachvollziehen,
da die Rückmeldungen seiner Patientinnen durchwegs positiv waren: „Ich habe
nur eine kleine Privatordination, aber von den etwa 40 Frauen, denen ich
bisher eine Hormonspirale gelegt habe, musste ich sie nur einmal wieder
entfernen.“ Er hegt folgende Vermutung: „Ich glaube, dass vor allem Frauen,
die Probleme mit der Hormonspirale haben, an der Umfrage teilgenommen haben.“
Die Qual der Wahl
Die Experten empfehlen auf jeden Fall bei der
Auswahl des passenden Verhütungsmittels auf die Lebenssituation Rücksicht zu
nehmen. So haben Frauen mit Übergewicht, Diabetes oder Raucherinnen generell
ein erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen, das durch die Pille
nochmals ansteigt. Kardiologin Strametz-Juranek rät: „Da müssen sich Frauen
mit ihrem Partner beraten, in manchen Fällen kann die Hormonspirale eine
Alternative sein, da sie weniger Hormone ausschüttet.“ Und passt eine
Methode tatsächlich nicht, so bleibt der Umstieg zu einer anderen.