26. Dezember 2007 18:01
Die Alevitische Gemeinde Deutschland hat bei der Berliner Polizei
Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt. Das berichten die "Berliner
Morgenpost" und die "tageszeitung" (Donnerstagsausgaben). Mit der
Strafanzeige will die Gemeinde gegen die Ausstrahlung der Tatort-Folge "Wem
Ehre gebührt" protestieren. In dem TV-Krimi, den die ARD am Sonntag gesendet
hatte, war es um Inzest in einer alevitischen Familie gegangen. Die
Alevitische Gemeinde kündigte dagegen laut "taz" zudem Proteste in mehreren
deutschen Städten an.
Fällt "Tatort" unter Meinungsfeiheit?
Die Aleviten
sind eine schiitische Religionsgemeinschaft. Die Alevitische Gemeinde
Deutschland hatte den Berichten zufolge zunächst noch versucht, die
Ausstrahlung der Sendung zu verhindern. Der Norddeutsche Rundfunk berief
sich aber laut "Berliner Morgenpost" auf die Pressefreiheit und hielt an
seinem Programm fest. Weil über die Feiertage hinweg keine zivilrechtliche
Entscheidung möglich gewesen sei, sei nun vom Berliner Verein Anatolischer
Aleviten im Auftrag der Alevitischen Gemeinde Deutschland Strafanzeige und
Strafantrag gestellt worden. Das Landeskriminalamt habe Ermittlungen
aufgenommen.
Werden historische Klischees bedient?
"Nach den Feiertagen werden
unsere Landesverbände und Gemeinden weitere Klagen einreichen" sagte Ali
Ertan Toprak, Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde, der "taz". Der
"Tatort" bediene historische Klischees, warf Toprak dem Sender vor. Bereits
seit Jahrhunderten werde die Gemeinschaft der Aleviten von der sunnitischen
Mehrheit mit dem Vorwurf des Inzests zum Zweck der Unterdrückung diffamiert.
"Mit dem 'Tatort' werden die Vorurteile gegen uns unterstützt", beschwerte
sich Toprak: "Wir respektieren die Kunstfreiheit, aber sie darf nicht die
Würde einer Minderheit verletzen."