23. November 2007 13:17
Der ORF bäckt derzeit kleinere Brötchen, als noch vor einem halben Jahr.
Dieses Phänomen, das nicht zuletzt auf die von der Geschäftsführung
ausgegebene Parole zum Sparen zurückzuführen ist, geht auch an dem neuen
Bürgerforum nicht spurlos vorüber. Was ursprünglich als "große
Live-Bürgerdiskussionssendung" zu österreichweiten Themen geplant war, geht
ab 5. Dezember unter dem Titel "Jetzt rede ich - das ORF-Bürgerforum" als
aufgezeichnete Diskussionsrunde zu lokalen und regionalen Anliegen auf
Sendung.
Streitfälle unter freiem Himmel
Unter der Leitung von Peter
Resetarits werden pro Sendung zwei Bürgeranliegen in je 20 Minuten
vorgestellt. Der ORF begibt sich dazu an den Ort des Geschehens, die Folgen
werden zum Beispiel im Gemeindezentrum, im Wirtshaus oder unter freiem
Himmel aufgezeichnet - eben dort, wo die Bürger sich normalerweise
versammeln. Zu Wort kommen möglichst viele Betroffene und
Entscheidungsträger, aber wenige Politiker. Die Sendung, die "in der
Tradition des 'Bürgeranwalts'" sowie der legendären "Stadtgespräche" stehen
soll, so Magazinchef Johannes Fischer, findet voraussichtlich zehn Mal
jährlich statt und steht derzeit Mittwoch um 21.05 Uhr auf ORF 2 auf dem
Programm.
Dauerthema 380-kV-Hochspannungsleitung
In der ersten Ausgabe am
5. Dezember geht es zum einen um eine Bürgerinitiative gegen den Bau einer
380-kV-Hochspannungsleitung in der Oststeiermark und zum anderen um einen
Asylrechtsfall in Linz. Die Diskussionen sollen "im wesentlichen
ungeschnitten" gezeigt werden, sagt Resetarits. Sie sollen "ungestellt" sein
und "in ungezwungenem Ambiente" stattfinden. Das Bürgerforum muss laut
Fischer nicht immer in seiner jetzigen Form stattfinden: "Auch reine
Bundesthemen und ebenso Live-Sendungen sind möglich". Denkbar sind auch
zusätzlich zu den zehn Sendungen zwei bis drei große Bürgerforen.
Vor dem Start der ORF-Programmreform im April hatte Fischer die Sendung als
das "umfangreichste neue Projekt" bezeichnet. Es sollte "das Forum in der
Res Publica" werden. Am Mittwoch relativierte der Magazinchef bei einer
Pressekonferenz diese Aussagen: "Als wir angefangen haben, haben wir uns zu
viel vorgenommen. Wir haben daraus gelernt, nicht alle zu überfordern,
sondern Projekte sorgfältig anzugehen und langfristig zu planen."