29. November 2007 17:12
In weniger als zwei Wochen - am 12. Dezember - startet der neue "Club 2".
Wer die erste Sendung moderiert, steht noch nicht fest, genauso wenig, ob
geraucht und getrunken werden darf. Sicher ist aber, dass der "Club" live
und mit "open end" stattfinden wird, sagte der Sendungsverantwortliche
Lorenz Gallmetzer heute im APA-Interview. Er erwartet sich vom neuen "Club
2" "eine unorthodoxe Hinterfragung von gängigen Meinungen".
Dass er auf dem Sendeplatz um 23.00 Uhr "kein Massenpublikum anziehen" wird,
ist Gallmetzer bewusst. Seine Richtschnur lautet: "Wenn wir die Hälfte der
Seher von der Sendung zuvor, also vom 'Weltjournal', erreichen, dann sind
wir gut." Beim "Weltjournal" sahen am Mittwoch 166.000 Österreicher bei
einem Marktanteil von zwölf Prozent zu, durchschnittlich wurde das
Außenpolitik-Magazin heuer von 250.000 Österreichern verfolgt. Der "Club
2"-Vorgänger, das im August eingestellte "Extrazimmer", hatte im Schnitt
113.000 Zuseher.
Quoten nicht das Problem
"Der 'Club 2' ist ein überschätzter
Mythos - da sind die Quoten nicht das Problem, sondern vielmehr die
Erwartungen im Vorfeld und die Frage, ob wir denen gerecht werden",
relativierte Gallmetzer die Zahlenspiele. Der Club sei in einer Zeit, "als
der ORF noch eine absolute Monopolstellung hatte" und Live-Sendungen selten
- Open-End-Diskussionen einzigartig waren, "praktisch eine Revolution"
gewesen. "Er war das erste Forum für das freie Wort auf einer hochamtlichen
Bühne".
Heute gebe es im ORF ein Dutzend Talk-Shows, bei den Privatsendern dreimal
mehr und selbst jedes Radio hat seine eigene Talk-Show. "Es gibt nichts, das
es nicht gibt. Der 'Club 2' kann heute nicht mehr DAS Forum des freien Worts
sein - aber er muss ein Forum des freien Denkens werden."
Kopftuchstreit
"Wenn uns überhaupt irgendetwas Neues gelingt und
wir neben all den bereits vorhandenen Talk-Shows eine Existenzberechtigung
haben, dann weil wir gegen den Strich bürsten", meinte Gallmetzer und
erklärte das Vorhaben folgendermaßen: "Geht es zum Beispiel in einer Sendung
um die Kopftuchdiskussion, dann laden wir eine Muslimin ein, die gegen das
Kopftuch ist, eine Feministin, die sich für das Kopftuch ausspricht, weil es
zum Beispiel vor der Ver-Sexualisierung schützt, sowie einen Vertreter der
katholischen Kirche, der das Kopftuch im Sinne der Tradition und Religion
unterstützt." Wenn möglich soll außerdem ein internationaler Gast mit von
der Partie sein, um den Blick über den heimischen Tellerrand zu wagen -
insgesamt werden jeweils fünf oder sechs Gäste geladen.
Kein Konfektionsdenken
Gäste und Diskussionen sollen "wenn es
geht überraschend sein und neue Denkanstöße geben. Wir wollen den Zusehern
kein Konfektionsdenken von der Stange servieren, sondern die Haute Couture
des Denkens." Die Themen erstrecken sich von Sterbehilfe und dem Umgang mit
dem Tod über Gewalt in der Familie und Homoehe bis zur Genmanipulation.
Klingt anspruchsvoll, "aber die Sendung soll so angelegt sein, dass sie für
jeden Zuseher interessant ist - nicht etwa nur für Intellektuelle".
Präsentiert wird das Ganze "von einem halben Dutzend Moderatorinnen und
Moderatoren, die alternierend - je nach Verfügbarkeit - die Diskussionen
leiten werden", sagte Gallmetzer. Neben einigen "alterprobten Ikonen" will
er auch neue Gesichter und entsprechend viele Frauen zu Wort kommen lassen.
Kolportiert wurden Filmemacherin Elisabeth Scharang und ORF-Mitarbeiterin
Renata Schmidtkunz, bei der Riege der "Ikonen" fielen bereits die Namen
Peter Huemer, Werner Schneyder, Michael Köhlmeier und Rudolf Nagiller. Auch
Gallmetzer selbst wird in die Rolle des Moderators schlüpfen, sobald die
Sendung eine gewisse Flughöhe erreicht hat. Ob auch Informationsdirektor
Elmar Oberhauser als Gastgeber auf den "Club"-Sofas Platz nehmen werde? "Das
haben wir noch gar nicht besprochen."