28. November 2007 12:14
Ein Film mit abschreckenden Bildern vom Leben afrikanischer Einwanderer in
Europa ist mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union entstanden.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf habe für eine
dreijährige Informationskampagne in Afrika 1,5 Millionen Euro aus der
EU-Kasse erhalten, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in
Brüssel. Die Kommission wolle Afrikaner vor den Risiken einer illegalen
Einreise nach Europa warnen.
Drastische Bilder
Der Film von IOM und dem Schweizer Bundesamt
für Migration wird derzeit in Kamerun und Nigeria ausgestrahlt. Der Streifen
stellt einen drastischen Kontrast zwischen den Erwartungen afrikanischer
Auswanderer und ihrem Leben in Europa dar. Auch Spanien habe sich mit Blick
auf Einwanderer aus dem Senegal bereits an ähnlichen Aktionen finanziell
beteiligt, sagte der Kommissionssprecher.
Ungewöhnliche Aktion in der Schweiz
Staatlich finanzierte
Anti-Werbung für die Schweiz ist ungewöhnlich. "Präsenz Schweiz", die
Image-Agentur des Bundes, und Schweiz Tourismus geben jedes Jahr Millionen
aus, um das Land im besten Licht darzustellen. Die ungewöhnliche Aktion
begründete Eduard Gnesa, Direktor des Bundesamts für Migration (BFM),
folgendermaßen: "Wir haben die Verpflichtung, diesen Menschen aufzuzeigen,
was eine Flucht für Folgen für sie haben kann." Nach Angaben des Blattes
hatte er selbst die Idee für die "Schockkampagne", die von seinem Bundesamt
finanziert wird.
Justiz- und Polizeiminister Christoph Blocher (Schweizerische
Volkspartei/SVP) erklärte am Rand einer Parteiveranstaltung, er begrüße
solche Aktionen voll und ganz. "Wir müssen den Afrikanern aufzeigen, dass
die Schweiz kein Paradies ist." Dass die Eidgenossenschaft mit dieser Idee
richtig liege, zeige sich auch daran, "dass jetzt andere europäische Länder
mit ähnlichen Projekten nachziehen wollen", fügte er hinzu.
Grund für die Negativ-Propaganda-Offensive, die weniger als eine halbe
Million Schweizer Franken (300.000 Euro) kosten soll, ist der wachsende
Strom von Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika. Diese haben kaum Chance auf
eine Aufenthaltsbewilligung im Alpenstaat. 300.000 unqualifizierte Jobs sind
dort in den vergangenen Jahren abgebaut worden, und dank des
Personenfreizügigkeits-Abkommens mit Brüssel kann die Schweizer Wirtschaft
auf ein riesiges Reservoir von Arbeitskräften aller Qualifikationsstufen
zurückgreifen.
Düstere Aussichten
So bleibe den Afrikanern in der Schweiz
oft nur der Asylantrag und ein Leben ohne Arbeit. Ein weiterer Grund für die
Warnung ist laut Gnesa auch die Tatsache, dass jedes Jahr Tausende
afrikanischer Migranten auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrinken.
Die Schweiz nimmt mit dieser Antimigrations-Offensive eine Pionierrolle
ein. Auch die EU soll bereits auf die Spots aufmerksam geworden sein. Laut
"Sonntagsblick" beteiligt sie sich bereits an einem ähnlichen Projekt der
Eidgenossenschaft in Kamerun. Wie erfolgreich die Kampagne ist, lässt sich
noch nicht sagen. Von Jänner bis Oktober zählte das Bundesamts für Migration
37 Asylanträge von Nigerianern mehr als vor Jahresfrist, nämlich 246.
Ob die Kampagne weitergeführt wird, wird nächstes Jahr entschieden. Im
Moment diskutiert das BFM auch mit der Demokratischen Republik Kongo über
die Möglichkeit einer solchen Kampagne. Gnesa erklärte, er könne sich "gut
vorstellen, diese Idee in weiteren afrikanischen Ländern zu lancieren".