09. September 2007 14:12
"Es tut mir Leid, wenn meine Äußerungen Anlass zu Missverständnissen gegeben
haben", sagte die frühere NDR-Moderatorin der "Bild"-Zeitung. Wenn sie damit
die Gefühle von Menschen verletzt habe, besonders von Opfern der
Nazi-Diktatur und ihren Angehörigen, wolle sie sich dafür entschuldigen. Die
48-Jährige beklagte in dem Interview, dass sie von einigen Leuten in eine
Ecke gestellt werde, in die sie nicht gehöre. "Aber zum Glück gibt es viele
Freunde und Kollegen, die mir beistehen und Mut zusprechen."
Lobte Hitlers Familienpolitik
Sie hatte Teilnehmern zufolge bei
der Vorstellung ihres neuen Buches am Donnerstag in Berlin erklärt, im
Dritten Reich sei "vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf
Hitler". Einiges sei aber auch gut gewesen, "zum Beispiel die
Wertschätzung der Mutter". Der NDR erklärte, Herman habe im
Gespräch ihre in der "Bild am Sonntag" zitierte Erklärung
bestätigt, wonach "Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein,
die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die 68er
abgeschafft wurden".
Der NDR entließ die 48-Jährige am Sonntag mit sofortiger Wirkung. "Frau
Hermans schriftstellerische Tätigkeit ist aus unserer Sicht nicht länger
vereinbar mit ihrer Rolle als Fernsehmoderatorin und Talk-Gastgeberin",
erklärte der NDR Programmdirektor Fernsehen, Volker Herres. Die frühere "Tagesschau"-Sprecherin
arbeitet seit fast 20 Jahren für den Sender.
Auch Kritik an geplantem FPÖ-Auftritt
Dies sei nicht der
erste Vorfall dieser Art gewesen, betonte Herres. "Auch Frau Hermans
geplanter Auftritt bei einer Unterorganisation der rechtspopulistischen FPÖ,
den sie erst nach Intervention absagte, war ein solches Missverständnis."
Der Sender habe Herman daraufhin aufgefordert, alles zu unterlassen, was ihr
Bild als Talk-Moderatorin und damit auch das des NDR beschädigen könnte.
"Das Eva-Prinzip"
Eva Herman war für 20. März zu einer
Veranstaltung mit dem Titel "Das Eva Prinzip - Antwort auf den
Feminismus" im Freiheitlichen Parlamentsklub eingeladen worden. Ihre
Absage hatte die FPÖ am Tag der Veranstaltung in einer Aussendung bekannt
gegeben. An Stelle der NDR-Moderatorin hatte dann der Salzburger Weihbischof
Andreas Laun sein Kommen zugesagt.
"Mutterkreuzzug nicht länger zu vereinbaren"
"Frau
Herman steht es frei, ihren 'Mutterkreuzzug' fortzusetzen, aber mit der
Rolle einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren",
erklärte Herres. Ihre Äußerungen wirkten polarisiernd. "Das
Ergebnis spürt unsere Redaktion: Gäste sagen ihren Auftritt bei 'Herman und
Tietjen' ab oder stehen von vornherein nicht zur Verfügung."
Eva Herman war 1988 vom Bayerischen Rundfunk zum NDR gewechselt. Seit 1989
gehörte sie zum Moderatorenteam der "Tagesschau" - eine
Position, die sie bereits 2006 nach dem Erscheinen ihres antifeministischen
Buches "Das Eva-Prinzip" aufgab. Zuletzt war sie Moderatorin der
Talkshow "Herman und Tietjen". Wer in der nächsten Ausgabe der
Sendung am kommenden Freitag an der Seite von Bettina Tietjen
vertretungsweise durch die Sendung führt, will der NDR kurzfristig klären.