06. Dezember 2007 15:32
Mit einem großen Banner auf deren Balkon baten Katharina und Elias Resinger
Stadtwetten-Moderatorin Mirjam Weichselbraun zu sich. Und prompt folgte die
26-Jährige dem Ruf, der da lautete: Mirli komm auf 1 Bierli. In der 100m²-Luxusbleibe
feierten Weichselbraun und Klaus Eberhartinger, während die Show lief – das
besorgte der Sendeleitung einige bange Minuten, da die beiden für diese Zeit
wie vom Erdboden verschluckt waren.
Einen kulinarischen Schwerpunkt, der die Grazer Politik inklusive
Landeshauptmann Kaiserschmarrn kochend bei der Außenwette sah, hatte die
172. Ausgabe von "Wetten, dass...?" Samstag in Graz. Die vom ZDF
gemeinsam mit dem ORF produzierte Live-Show bot Wetten, die alle Sinne der
Kandidaten - z.B. beim Hören von Kuhkau-und Geldausgabegeräuschen oder beim
Schmecken von Golfbällen - forderten.
Schwarzenegger: "I'll be back"
Eingeleitet wurde der
Eurovisionsabend in der Grazer Stadthalle mit einer Videobotschaft von
Governor Arnold Schwarzenegger, dem "großen Sohn der Stadt",
den Gottschalk persönlich in Kalifornien eingeladen hatte, der aber nicht
abkömmlich war: Neben Weihnachts-und Neujahrswünschen verkündete der
kalifornische Gouverneur ein "I'll be back". Die Außenwette am
Grazer Freiheitsplatz drehte sich dann auch um Arnies Lieblingsspeise, den
Kaiserschmarrn: Eine Zweidrittelmehrheit aus Stadtrat und Gemeinderat musste
je eine Pfanne mit der Süßspeise zubereiten, was Co-Moderatorin Mirjam
Weichselbraun zur Feststellung veranlasste: "Politiker kennen sich im
Schmarrnmachen ja eigentlich aus, daher bin ich zuversichtlich".
Modell-Rennauto-Wette
Der Steirer Johann Lafer, der mit seinen
TV-Kochkollegen Horst Lichter und Sarah Wiener zu den ersten Gästen gehörte,
lobte die gute Ausbildung, die er hier genossen habe und die Vorzüge der
österreichischen Küche. Ihnen gegenüber stand als erster Wettkandidat ein
junger Nürnberger, der seine Modell-Rennautos nicht - wie gewettet - auf die
Zehntelsekunden genau über einen Rundkurs steuern konnte.
Golfbälle mit Zahnspange
Nicolas Cage, der sich auf
Durchreise von Japan nach England zu einem 45-minütigen Zwischenstopp
überreden ließ, gestand, dass sich seine deutschen Wurzeln auch in eine
Schwäche für "Sauerkraut und Würstchen"
manifestieren. Zum Ausgleich laufe er täglich acht Kilometer. Über die
deutschen Präsidenten wusste er zwar wenig, dafür schätzte er seinen
Wettpartner richtig ein: Ein 14-jähriger Golfspieler ließ sich Golfbälle an
den Zahnspangen "bewaffneten" Mund servieren und "erlutschte"
erfolgreich die Marke.
Mit Christbaumständer Kerzen ausblasen
Til Schweiger und
Nora Tschirner, die mit dem Film "Keinohrhasen" im Gepäck kamen,
bekamen die Außenwette: Ein Nebenerwerbslandwirt aus Sulmingen erkannte
seine Kühe beim Apfelschmausen am Kaugeräusch und wurde vom Publikum zum "Wettkönig"
gekürt. Till, der verlor, wählte lieber den Hometrainer statt des vom
Publikum geforderten Oberkörper-Striptease. Der deutsche Kabarettist Piet
Klocke setzte nicht auf den aus Graz gebürtigen pensionierten Maschinenbauer
Norbert Lienhart, der mit einer "Christbaumständer"-Wette
aufwartete - und gewann: Der Austro-Schweizer im Steireranzug schaffte es
nicht, mittels einer durch einen Klaps auf den Ständer erzeugten Druckwelle
genügend viele Kerzen auszulöschen.
Stadtwette mit kochenden Politikern
Rene Zellweger und Jerry
Seinfeld ("Bee Movie") mussten in Anlehnung an ihren Film als
Biene Maja und fauler Willi verkleidet die verlorene Wette einlösen, weil
ihr Wettpartner am Sound des Bankomaten nicht die richtigen Beträge und
Geldscheine erkennen konnte. Dafür ging schließlich die Stadtwette - mit
einigem Augenzwinkern - für die Gastgeberstadt und ihre kochenden Politiker
aus.
Bezaubernde Kylie
Die Musik-Acts wurden von Kylie Minogue ("Two
Hearts"), Mika ("Relax - Take it easy") sowie dem Ensemble
des Musicals "Wicked - die Hexen von Oz" gegeben.
Die nächste und zugleich erste "Wetten, dass...?"-Sendung im
neuen Jahr kommt am 26. Jänner aus Salzburg, wo Gottschalk mit seiner
Wett-Show zuletzt vor zwei Jahren zu Gast war.
Cage und Minouge
© AFP
(c)
AFP
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ÖSTERREICH-Interview
„Ehrlich gesagt, denke ich ständig ans Aufhören“
ÖSTERREICH-Redakteur
Thomas Zeidler hat mit "Wetten dass..?"-Showmaster Thomas
Gottschalk über Graz, Wetten dass...? und seine Karriere gesprochen.
ÖSTERREICH: Als Sie das letzte Mal 2003 in Graz waren, haben sie
innerhalb von zwei Tagen gleich drei Orden bekommen. Wie schaut es diesmal
mit Auszeichnungen aus?
THOMAS Gottschalk: Ich bin ehrlich gesagt
schon ein bisschen enttäuscht, weil diesmal gab es bislang nur ein einziges
Buch für mich. Ich marschiere ja in großen Schritten auf den Lebenspreis zu
und hoffe schon, dass da in Österreich noch was läuft. Ich brauche aber
optische Orden, mit winzig kleinen Auszeichnungen kann ich nichts anfangen.
Vor allen in Amerika würde es mir gefallen als „Prince of Austria“
aufzutreten.
ÖSTERREICH: Ihre riesige Punk- Kette, die Sie um den Hals tragen, kommt
ja einem Orden praktisch gleich.
Gottschalk: Das ist
Selbstausstattung, aber das trage ich schon seit drei Tagen. Ich weiß gar
nicht mehr, wie der Verschluss aufgeht. Für die Sendung weiß ich noch gar
nicht, was ich anziehen werde. Etwas zwischen Christkind, Rauschgold-Engel
oder eben Gottvater.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die heutige TV-Landschaft?
Gottschalk:
Sehr nüchtern. Heute hat jeder sein Kamera-Handy und da ist ohne Kamera
nichts mehr möglich. Die Überschätzung von Fernsehen und Kameraleuten hat
sich damit erledigt.
ÖSTERREICH: Wird das Fernsehen überschätzt?
Gottschalk:
Nein, Fernsehen ist ja nicht mehr das, was es einmal war. Früher wurde
Fernsehen zu Unrecht überschätzt, heute ist Fernsehen Teil der Wirklichkeit.
Früher bist du, wenn du Schulden gehabt hast, auf die Bank gegangen. Heute
gehst du zum Fernsehen. Mit einem ungezogenen Kind ist man früher zum
Pfarrer gegangen, heute gehst du zur Super-Nanny. Da ist ein Überangebot da,
wo ich mich langsam frage, warum muss ich mir Nicolas Cage hinsetzen lassen
oder mit einem Kürbis über den See fahren – es geht ja auch einfacher.
ÖSTERREICH: Was ist dann das Erfolgsgeheimnis von „Wetten, dass ..?“
Gottschalk:
Ich erreiche sie alle – vom Penner bis zum Millionär. Da gibt es kein
Fremdeln. Die Leute kennen mich. Fernsehen ist heute so falsch und ungesund
definiert. Fernsehen war mal der Versuch, einen Deckel über eine möglichst
große Gruppe von Menschen zu stülpen und mein größter Spaß ist, wenn Robbie
Williams, Günter Netzer und 50 Cent miteinander Fußball spielen. Da bin ich
glücklich! Mir ist dieses Bogenspannen zwischen Leuten, die eigentlich
nichts miteinander zu tun haben, wichtiger als fundierte Interviews. Ich
gebe aber zu, manchmal sitze ich verzweifelt da und denke, es fluppt nicht.
ÖSTERREICH: Aber Sie sind ja nach wie vor der erfolgreichste
TV-Showmaster im deutschsprachigen Raum.
Gottschalk: Leider kann
ich mir das Mäntelchen vom letzten Mal nicht umhängen. Ich kann mir vom
letzten Erfolg nichts abschneiden. Ich fange jede Sendung wieder bei null
an. Die Deutschen stellen sich ja auch noch nach 20 Jahren die Frage, ob der
Gottschalk das noch immer kann und stellen alles in Frage. Ich habe Gott sei
Dank schon 1997 gelesen, dass die Sendung am Ende ist und werde es Montag
wieder lesen und mache aber trotzdem weiter.
ÖSTERREICH: Sie denken also nicht ans Aufhören. Wir dürfen uns weiter
auf Gottschalk im Fernsehen freuen?Gottschalk: Ehrlich gesagt, denke
ich ständig ans Aufhören! Ich bin leider noch dünnhäutig genug. Wenn ein
Journalist am Montag schreibt, der Gottschalk soll’s doch lassen, dann denke
sich: Ich lasse es. Aber schon Dienstag denke ich, dass ich dem mehr einen
Gefallen tun würde als mir. Und deshalb sage ich: Solange das für mich kein
anderer erkennbar besser macht, mache ich es selber. Wenn ihr den gefunden
habt, dann sagt mir Bescheid.
ÖSTERREICH: Sind Sie vor einer Show noch immer nervös?
Gottschalk:
Ich habe in den 20 Jahren, mein Gott es sind schon 20 Jahre, nie den Respekt
vor dieser Sendung verloren. Wenn ich mit einer gewissen Überheblichkeit an
diese Sendung rangehen würde, dann wäre mir mulmig. Ich habe aber nie Angst
davor gehabt, so wie auch ein Dachdecker keine Angst vor Höhe haben darf.
Thomas Zeidler