29. Oktober 2008 13:24
Die FPÖ entsendet ihren Altobmann Norbert Steger (64) in den Stiftungsrat
des ORF. Er ersetzt Johannes Hübner, der als Abgeordneter in den Nationalrat
eingezogen ist. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache lobte Steger bei einer
Pressekonferenz am Mittwoch als erfahrene Persönlichkeit: "Ein
alter Hase, ein schlauer Fuchs, genau ein Mann, den man im Minenfeld des ORF
braucht." Steger selbst will in seiner neuen Funktion Finanzwahrheit
und Ausgewogenheit einfordern.
Schon einmal im ORF-Kuratorium
"Der ORF ist für mich ein
ganz besonders wichtiges österreichisches Unternehmen", begründete
Steger seine Motivation, nochmals medienpolitisch aktiv zu werden. Erfahrung
habe er bereits im ORF-Kuratorium sammeln können, wo er von November 1982
bis Oktober 1983 Mitglied war. Zudem bestehe ein gutes Verhältnis zu den
anderen Fraktionen. "Ich kann mit allen Partien gut reden", so
Steger, "ich glaube an die Macht des Arguments." Zudem betonte er,
mit der Entsendung in den ORF-Stiftungsrat keine parteipolitische Funktion
übernommen zu haben.
Finanzwahrheit vom ORF einfordern
Das "Minenfeld", wie
es Strache es im ORF sieht, macht Steger derzeit kein ganz so großes
Problem: "Ich werde rein sachlich über alle Minen drübergehen, ohne sie
zu bemerken." Erste Aufgabe werde es sein, Finanzwahrheit einzumahnen: "Auch
laienhaft ist mir vieles zu Ohren gekommen, was so nicht gut läuft im ORF."
Dass der ehemalige Vizekanzler nach vielen Jahren in Polit-Rente noch einmal
eine derartige Aufgabe übernehmen würde, hätte dieser sich vor wenigen
Wochen übrigens nicht gedacht.
FPÖ ist gebranntes Kind
Strache bezeichnete Steger als "große
Persönlichkeit" der Partei, die auch das nötige medienpolitische
Verständnis vorzuweisen habe. Zudem habe man mit dessen Entsendung eine "Aussöhnung
mit der eigenen Parteigeschichte" sicherstellen wollen. Der FPÖ-Chef
gab seinem Vorgänger eine große Aufgabenliste mit. "Wir
werden verhindern müssen, dass sich der ORF zu einer Art AUA der
Medienlandschaft entwickelt", lautet der erste Auftrag. Zudem sieht
Strache ein "Problem der Objektivität" - von dem
erwartungsgemäß die FPÖ betroffen ist: "Wir sind im
wahrsten Sinne des Wortes gebrannte Kinder."
ORF-Gebührensystem abschaffen
FPÖ-Generalsekretär Harald
Vilimsky nutzte die Entscheidung des Klubs für Steger, um an alte
Forderungen an den ORF zu erinnern. So müsse man das derzeitige
Gebührensystem durch eine allgemeine Medienförderung, die auch den Privaten
zugutekommen würde, ersetzen. Weiters ortet er im Österreichischen Rundfunk
Qualitäts- und Informationsprobleme, auch die Wiederholungsrate von
angeblich 28 Prozent sei für einen öffentlich-rechtlichen Sender nicht
argumentierbar.