02. Dezember 2007 14:19
Im kommenden Jahr könnte den Österreichern eine Valorisierung der
ORF-Gebühren ins Haus stehen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
bestätigte am Sonntag gegenüber Spekulationen, wonach er bei der nächsten
Stiftungsratssitzung am 13. Dezember den Vorschlag für eine Gebührenerhöhung
einbringen will. Sollten die Räte zustimmen, dürften die Gebühren ab Juli
2008 um rund ein bis 1,5 Euro pro Haushalt und Monat ansteigen. Für den ORF
würde das zusätzliche Einnahmen von 30 bis 40 Millionen bedeuten.
"Inflationsanpassung"
Wrabetz will nicht von einer
realen Gebührenerhöhung, sondern vielmehr von einer "Inflationsanpassung"
sprechen. Dem ORF sind durch die nichtangepasste Inflation seit der letzten
Erhöhung im Jahr 2004 rund zehn Prozent an Gebührengeldern entgangen,
rechnete Wrabetz vor. Die angedachte Gebührenerhöhung soll unter zehn
Prozent liegen.
Druck sollte vermieden werden
Am Montag werden die ORF-Direktoren
in einer Sitzung über die Gebührenerhöhung abstimmen - ein entsprechender
Antrag soll den Stiftungsräten noch in den nächsten Tagen übermittelt
werden. Dass das Thema Gebührenerhöhung so abrupt auf der Tagesliste der
Stiftungsratssitzung am 13. Dezember auftaucht, erklärte Generaldirektor
Alexander Wrabetz damit, dass er "ein langes politisches Tauziehen vermeiden
und den politischen Druck gering halten" wollte. Aber unabhängig davon hält
der ORF-Chef "ein längeres Hinausschieben der Inflationsanpassung für nicht
sinnvoll". Sollte es nicht zu einer Erhöhung der Einnahmen kommen, "müsste
man das Unternehmen substanziell neu ausrichten".
Kürzungen bei Landesstudios
Wrabetz stellte etwa deutliche
Kürzungen bei den Landesstudios in Aussicht: "Wir könnten das
Leistungsspektrum im regionalen Bereich nicht aufrechterhalten", und auch
die Befürchtungen der heimischen Filmwirtschaft, die sich als Opfer der
ORF-Sparmaßnahmen sieht, "wären berechtigt". Die Umstellung auf neue
Technologien, wie HD-TV, wäre ohne eine Erhöhung der Einnahmen auf Dauer
ebenfalls nur schwer realisierbar.
Werbezeitenregelung gesetzlich zementiert
Für Wrabetz ist die
"Geldwertsicherung bei den Gebühren" die einzige Möglichkeit, den ORF
ungeachtet weiterer Sparmaßnahmen mit seinen jetzigen Angeboten zu erhalten.
Man habe auch andere Möglichkeiten geprüft, die Einnahmenseite zu erhöhen,
etwa durch eine Lockerung der Werbebestimmungen. Hier habe es Gespräche mit
der Politik und mit den Zeitungsherausgebern gegeben. Allerdings sei die
Werbezeitenregelung "gesetzlich zementiert, eine Änderung ist nicht
absehbar". Das gleiche gelte für die Rückerstattung der Gebührenbefreiungen,
meinte Wrabetz.
Massive Konkurrenz durch Digitalisierung
Der ORF sei nicht
zuletzt auf Grund der Digitalisierung massiver Konkurrenz bei den Programmen
und im Werbefensterbereich ausgesetzt. Von den rund zwei Millionen von der
Digitalisierung betroffenen Haushalten haben außerdem 200.000 den Umstieg
gar nicht geschafft und empfangen derzeit keinen ORF. Diese Haushalte gelte
es zurückzugewinnen.