22. Jänner 2007 16:24
Schumann lieferte sich mit seinem um zehn Jahre älteren Kontrahenten seit
Beginn des Konflikts um die "Kronen Zeitung" im Jahr 2001 ein intensives
Duell um die Vormachtstellung in Österreichs auflagenstärkster Zeitung, samt
gegenseitiger Beschuldigungen, Klagen und Schiedsgerichtsverfahren.
Jahrelang versuchte die WAZ-Gruppe, die zu 50 Prozent an der "Kronen
Zeitung" beteiligt ist, sich von Dichand als Zeitungschef zu verabschieden.
Legendär ist dabei etwa jener Auftritt in der "Zeit im Bild 2" im Jahr 2003,
bei dem sich Schumann und Dichand ein unerbittliches Wortgefecht lieferten:
"Wir sind der Meinung, dass in den Führungspositionen seine Zeit abgelaufen
ist", wetterte Schumann gegen den "Kronen Zeitungs"-Senior und ergänzte:
"Nicht nur weil er 82 Jahre alt ist, sondern weil wir der Meinung sind, dass
er die Zeitung nicht gut geführt hat."
Dichand, der schon damals "keine Lust" verspürte, aufzuhören, konterte: "Ich
bin endlich - ist er nicht endlich, muss ich da fragen". Es sei nicht die
WAZ-Gruppe mit der der Konflikt tobe, sondern es sei ein Duell zwischen
Schumann und Dichand, beschied der "Krone"-Chef. "Schumann will die Leitung
der Redaktion an sich bringen", glaubte Dichand. Konkret soll Schumann
damals angeboten haben, dass Dichands Sohn Christoph Chefredakteur werden
könne, wenn der Senior als Hauptgeschäftsführer zurücktrete. Der dachte aber
nicht daran und setzte seinen Junior dennoch als Chefredakteur ein. "Ich
nehme diesen Kampf auf. Der Fehdehandschuh ist mir von diesem Dr. Schumann
vor die Füße geworfen worden. Ich habe ihn aufgenommen und halte ihn fest",
sagte Dichand damals.
Es folgten etliche Termine vor österreichischen und internationalen
Richtern, die den Zank aber nicht schlichten konnten, sondern ihn im
Gegenteil immer fester zementierten. Erst im Vorjahr gab es eine erneute
Eskalation im Dauerstreit zwischen den Hälfteeigentümern der "Kronen
Zeitung", als Dichand im Jänner den geschäftsführenden Chefredakteur und
WAZ-Vertreter Michael Kuhn entließ. Obwohl die Kündigung im August vor dem
Wiener Arbeits- und Sozialgericht für ungültig erklärt worden war, wurde
Kuhn der Zutritt zu seinem Arbeitsplatz weiter verwehrt.
Ruhiger lief es für Schumann in Deutschland. Der gebürtige Franke hatte die
WAZ-Gruppe (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) zusammen mit dem ebenfalls
geschäftsführenden Gesellschafter Günther Grotkamp in den 80er und 90er
Jahren eher still ausgebaut. Doch seit dem Jahrtausendwechsel ist es in der
Öffentlichkeit lauter geworden. In den 90er Jahren machte Schumann als
Vorsitzender der Deutschen Sporthilfe von sich reden. Später sorgte der
Jurist und Sozialdemokrat, der als Anwalt Willy Brandt vertrat, mit seiner
Spende an Altkanzler Helmut Kohl (CDU) für seinen Rauswurf aus der Partei.
Für die Förderung des Sports und des Journalismus ehrte ihn der damalige
Bundespräsident Johannes Rau mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse.
Als Manager wollte Schumann frischen Wind in die Investitions-Strategie
bringen. Zusammen mit dem in die WAZ-Führung geholten Ex-Kanzleramtsminister
Bodo Hombach (SPD) versuchte sich Schumann an einem Einstieg beim
insolventen Kirch-Imperium. Zuerst sollten es die ProSiebenSat.1-Gruppe und
der Rechtehandel sein, danach der 40-Prozent-Anteil Kirchs beim
WAZ-Konkurrenten Springer. Beides scheiterte an Widerstand aus dem eigenen
Haus. Das WAZ-Geschäftsmodell mit zwei Gesellschafter-Stämmen verlangt bei
Zukäufen nach Einigkeit. Der Stamm des Mitbegründers Jakob Funke winkte ab,
so dass den Geschäftsführern Schumann und Hombach vom Gesellschafter-Stamm
Brost die Hände gebunden waren.
Zur WAZ-Gruppe zählen heute über 500 Publikationen, darunter als Herzstück
die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und 37 weitere Tageszeitungen in
Europa mit einer Gesamt-Tagesauflage von über vier Millionen Exemplaren. In
Österreich hält man neben der 50-Prozent-Beteiligung an der "Krone" noch
49,4 Prozent am "Kurier" und ist via Kurier-Gruppe bei der News-Gruppe an
Bord. Von ihren TV-Aktivitäten hat sich die WAZ ganz zurückgezogen und ihren
7,4-Prozent-Anteil an der RTL Group 2005 an Bertelsmann verkauft. Trotz
Stress mit dem Wiener "Kronen Zeitungs"-Partner Dichand war Schumann
Österreich immer herzlich verbunden: Beim Opernball war er ebenso Stammgast
wie bei den Salzburger Festspielen. In der Mozartstadt trat er auch als
Sponsor eines Konzertzyklus des Mozarteums auf.
Schumann ist am Sonntagabend im Alter von 76 Jahren nach kurzer, schwerer
Krankheit im Krankenhaus gestorben. Erst in der vergangenen Woche hatte Bodo
Hombach, ebenfalls Geschäftsführer der WAZ Gruppe, Gerüchte dementiert,
Schumann scheide aus gesundheitlichen Gründen aus seinem Amt aus.