28. Jänner 2009 16:27
Das BZÖ will gemeinsam mit den anderen Oppositionsparteien eine
Sondersitzung des Nationalrats zum Thema ORF einberufen. Die Orangen wollen
nämlich Informationen haben, wonach die Regierung eine der "größten
Umfärbeaktionen in der Geschichte des ORF" plane, erklärte
BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz am Mittwoch bei einer Pressekonferenz
anlässlich der BZÖ-Klubklausur in Salzburg. SPÖ und ÖVP hätten sich auf
einen Personalpakt geeinigt, der "einen Rückfall in die schlimmsten
Zeiten des rot-schwarzen Proporzes" bedeute.
Kommt neues ORF-Volksbegehren?
Sollten die parlamentarischen
Mittel und Gespräche nichts nützen, dann werde man auch ein neuerliches
ORF-Volksbegehren einleiten, kündigte Strutz an. Auch dabei hofft er auf die
Kooperation mit FPÖ und Grünen. Entsprechende Gespräche gebe es bereits.
Inhalt des Volksbegehrens sollte eine Novellierung des ORF-Gesetzes sein, um
das Unternehmen auf eine sichere wirtschaftliche Basis zu stellen. Strutz
nannte dabei eine Lockerung der Werbebeschränkungen für den ORF als Ziel. Es
müssten die Strukturen neu definiert werden, um eine Entpolitisierung im ORF
zu erreichen. Die Reform dürfe die Mitsprache keinesfalls zugunsten der
Regierung verschieben. Erst in einem letzten Schritt sollten dann für neue
Strukturen die passenden Personen gesucht werden.
Opposition aus ORF-Gremien drängen
Medienstaatssekretär
Josef Ostermayer (SPÖ) zäume das Pferd von hinten auf, kritisierte Strutz.
Der Regierung gehe es nicht um eine Sanierung des ORF, sondern "in
Wahrheit um eine massive Personalrochade". Die Regierungsparteien
hätten "vom Generaldirektor bis zum Landesstudio" einen
rot-schwarzen Personalpakt geschlossen. Die Opposition solle aus den Gremien
des ORF gedrängt werden, fürchtet das BZÖ, das derzeit eine Stiftungsrätin
im obersten ORF-Aufsichtsgremium stellt. Strutz fürchtet die mögliche
Aufsplittung des Stiftungsrates in einen beschlussfähigen Aufsichtsrat mit
Regierungsvertretern und ein zahnloses Beratungsorgan, in dem auch die
Opposition vertreten sei. Es brauche einen nationalen Schulterschluss, um
die Unabhängigkeit des ORF zu erhalten, forderte der Generalsekretär.
FPÖ und Grüne begrüßen Sondersitzung
FPÖ und
Grüne begrüßen den Vorstoß des BZÖ, das eine Sondersitzung des Nationalrats
zum Thema ORF einberufen will. Die Oppositionsparteien befürchten einen
rot-schwarzen Postenschacher im ORF und bangen um ihren Einfluss im obersten
Aufsichtsgremium. Die FPÖ-Generalsekretäre Harald Vilimsky und Herbert Kickl
forderten in einer Aussendung auch eine Fortsetzung der Gespräche auf
parlamentarischer Ebene "gegen die rot-schwarze Umfärbe-Aktion am
Küniglberg".
Rot-schwarzes Proporzsystem
Auch Dieter Brosz von den Grünen
findet, dass "die Pläne" von Bundeskanzler Werner Faymann (S)
und Vizekanzler Josef Pröll (V), "alle wichtigen Funktionen im ORF
mit ihren Gefolgsleuten zu besetzen", rasch auf parlamentarischer Ebene
behandelt werden müssen. "Eine kritische Berichterstattung im
öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist Faymann und Pröll ein Dorn in Auge",
glaubt Brosz. "Der ORF soll nach ihren Plänen wieder in ein
rot-schwarzes Proporzsystem umgebaut werden. Die Regierungsspitze wird sich
dazu auch im Nationalrat erklären müssen," so der Grüne.