15. November 2007 17:50
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde im ORF der Budgetplan 2008
fertig gestellt. Danach liefen auf dem Küniglberg die Kopierer an, um 35
Exemplare des umfangreichen Schriftstücks für die Stiftungsräte
herzustellen. Das oberste Aufsichtsgremium des ORF befasst sich am 13.
Dezember mit den Sparplänen von ORF-Chef Alexander Wrabetz und seiner
Kaufmännischen Direktorin, Sissy Mayerhoffer.
Hitzige Diskussionen sind garantiert. Denn die Lage des Staatssenders ist
dramatisch. Wie ÖSTERREICH in Erfahrung brachte, steht im ORF-Budgetpapier
für 2008 ein operativer Verlust von alarmierenden 90 Millionen Euro. Nach
Finanzerträgen bleiben immer noch 50 Millionen Miese über. Das Minus im
ORF-Konzern (inkl. Gewinne der Töchter) würde demnach 36 Millionen Euro
betragen. Das Problem: Steigende Kosten bei sinkenden Erträgen – weil die
Werbewirtschaft Budgets zu Privatsendern verschiebt.
Spar-Vorgaben
Vor Redakteuren soll Wrabetz gesagt haben: „Es
fehlen 100 Millionen.“ Was der ORF dementiert. Der General ist jedenfalls
entschlossen gegenzusteuern. Im Plan für 2008 taucht der Begriff
„Direktorenpaket“ auf. Dahinter verbirgt sich Zündstoff. Im
„Direktorenpaket“ ist festgeschrieben, wie viel die sechs ORF-Direktionen im
kommenden Jahr einsparen sollen: 28,7 Millionen Euro.
Das wird schwierig genug. Der ORF rechnet mit 45 Millionen Mehrausgaben in
den Jahren 2008 bis 2010 durch die Digitalisierung und teure Sportrechte.
Alleine die Umstellung auf den neuen Sendestandard HDTV kostet den ORF 2008
zehn Millionen Euro.
Hohe Kosten
Noch größer der Budget-Brocken für die Sportrechte.
Fußballeuropa-EM und Olympische Sommerspiele 2008 sowie Fußball-WM 2010 in
Südafrika stehen an: Das sind zusätzlich 25 bis 30 Millionen an
Sonderbudgets.
Daher regiert jetzt der Rotstift. Die ORF-Radios müssen 2,4 Millionen Euro
einsparen. Im TV wird das Flop-Format "szene" gestrichen. Das Magazin "Wie
bitte?" wird von täglich auf wöchentlich gekürzt. Das für 2008 vorgesehene
Frühstücksfernsehen kann nicht umgesetzt werden.
Für große Aufregung unter der ORF-Belegschaft sorgte die Ankündigung, frei
werdende Stellen nicht mehr nachzubesetzen.
Albert Sachs in ÖSTERREICH (16. November 2007)