16. Juli 2008 13:49
Der Anpfiff für den Wahlkampf kam gestern mit der Auswahl der
Werbeagenturen: Demner, Merlicek & Bergmann erhielten den Zuschlag der SPÖ,
Markus Gull feilt für die ÖVP am Wahlkampfkonzept. Währenddessen rüsten sich
die Spitzenkandidaten von SP und VP für ihre Wahlkampftouren durch die
Bundesländer.
Faymann auf Ländertour
Für Werner Faymann, den neuen
SPÖ-Chef, ist am Freitag Spielbeginn. Er macht Station in Salzburg, wo es
gilt, die tendenziell widerspenstige SPÖ-Chefin Gabi Burgstaller für die
Wahlbewegung zu gewinnen. Kommende Woche ist Aufbruch für Faymanns
Ländertouren. Jeweils drei bis vier Tage wird Faymann in den Bundesländern
von einem Termin zum nächsten jagen und Stimmung für die Partei machen. Aus
Rücksicht auf Sommer, Sonne und Urlaubsfeeling sind keine reinen
Polit-Events geplant. „Es wird Gespräche mit Bürgern geben, in lockerer
Atmosphäre. Nicht in großen Hallen, sondern, wann immer es geht, im Freien“,
plant Wahlkampfleiterin Doris Bures. Ein Fotograf ist stets dabei, um die
Tour des SP-Frontmanns zu dokumentieren.
Aufrüsten
Die SPÖ-Zentrale rüstet sich gerade ebenso für die
harte Auseinandersetzung, für die 9,5 Millionen Euro budgetiert sind – 2007
waren es erst 7 Millionen Euro. Die 55 Mitarbeiter werden auf 100
aufgestockt. Alle müssen in der Wiener Löwelstraße Platz finden – eine extra
Wahlkampfzentrale gibt es diesmal nicht. Und auch die Agentur ist neu:
Demner, Merlicek & Bergmann gehen als Nummer eins am Agenturmarkt ins
Wahlkampfrennen. Ihr Engagement für die SPÖ ist ungewöhnlich, denn bisher
waren sie im Bereich der Politkampagnen außergewöhnlich zurückhaltend.
Vranitzky-Berater
Und der neue SP-Chef Werner Faymann setzt zudem
auf eine Polit-Profi als Berater: Karl Krammer (siehe Kasten), der schon in
der Ära Vranitzky erfolgreich werkte, wird Faymann beraten. Nicht mehr
dabei: der US-Berater Stanley Greenberg, auf den Gusenbauer stets große
Stücke setzte.
Freche Agentur für ÖVP
Die ÖVP hat hingegen mit Markus
Gull eine kleine, aber freche Agentur beauftragt. Offiziell will die
Volkspartei ihren Wahlkampf auf September beschränken, um den Menschen den
Sommer nicht zu verderben, heißt es.
Die ÖVP begnügt sich laut eigenen Angaben mit 8,5 Mio. Euro, letztes Mal war
man mit den Kosten im zweistelligen Bereich gelegen. ÖVP-Chef Wilhelm
Molterer wird genauso wie Faymann rastlos in den Ländern unterwegs sein, um
Betriebe und Kindergärten zu besuchen und Kontakt zu den Funktionären zu
finden. Im Mittelpunkt der Werbekampagne stehen neben dem Frontrunner auch
Sachthemen, währen die Roten ganz auf die Strahlkraft von Faymann setzen. Dass
man einen schmutzigen Wahlkampf anpeilt, leugnen SPÖ und ÖVP. Bures: „Wir
wollen einen fairen Wahlkampf.“ In der ÖVP meint man zweideutig: „Wenn die
SPÖ die Schmutzkübel in die Hand nimmt, sind wir vorbereitet.“
Bescheiden
Die FPÖ gestaltet ihre Kampagne selber.
Verantwortlich zeichnet Generalsekretär Herbert Kickl. Der Startschuss fällt
im August. Die Grünen werden bis zu drei Mio. Euro Budget auftreiben.
Geschäftsführerin Michaela Sburny hat dabei das Heft in der Hand. Sparsam
das BZÖ: Ein Grafiker wurde zugekauft. Den Rest machen die Mitarbeiter nach
der Anleitung von General Gerald Grosz.