28. April 2008 10:40
Es ist wohl eines der grausamtsen Familientragödien der Zweiten Rebublik. 24
Jahre lang hielt eine Vater im niederösterreichischen Amstetten seine
Tochter in einem Verlies gefangen und missbrauchte sie immer wieder sexuell.
Auch drei Kinder, die er mit ihr zeugte, wurden in das Keller-Verlies
gesperrt. Insgesamt zeugte er mit seiner Tochter sieben Kinder, eines davon
starb - dieses verbrannte er.
Internationales Medienecho
Dieser unglaubliche Fall, dessen
ganze Dimensionen wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen und Wochen
erkennbar werden, findet auch in den internationalen Zeitungen und
Online-Portalen seinen Niederschlag. Die internationalen Printmedien waren
am Montag voll von Berichten über den schrecklichen Inzest-Fall in
Amstetten. Deutsche, Schweizer, französische, britische, irische, spanische
und italienische Blätter berichteten in großer Aufmachung. Auch in der "New
York Times" und in australischen Zeitungen machte der Fall
Schlagzeilen.
Die meisten Zeitungen schilderten die Familientragödie auf Grund von
ausführlichen Agenturberichten, einige wenige kommentierten auch schon das
Geschehene. Der britische "Telegraph" und die spanische "El
Mundo" druckten Jugendfotos der jahrzehntelang gepeinigten Elisabeth F.
ab. Neben dem eigentlichen Fall wird in vielen Artikeln auch ein Querverweis
zum Fall Natascha Kampusch gezogen.
"Neue Züricher Zeitung" (Zürich):
"Im
niederösterreichischen Amstetten ist durch Zufall eines der schrecklichsten
Verbrechen der österreichischen Kriminalgeschichte aufgedeckt worden."
"Der Bund" (Bern):
"In der Nachbarschaft herrscht
Entsetzen. Man kannte die Familie. Josef F. wird als 'unauffällig' und
'immer freundlich' beschrieben. Nur über das mysteriöse Verschwinden der
Tochter sei zuweilen gemunkelt worden."
Die Zürcher Boulevard-Zeitung "Der Blick" titelte:
"Das
Inzest-Monster!" Im Inneren des Blattes heißt es: "Ein neuer
'Fall Kampusch'. Nur noch viel schlimmer. ... Horror mitten im
Kleinstadt-Trubel. Und niemand merkt etwas."
"De Telegraaf" (Amsterdam):
"Was ist mit unserem
Land los?- Diese Frage stellen sich die Österreicher nach der unglaublichen
Tragödie von Elisabeth F."
"de Volkskrant" (Den Haag):
"Österreich wurde am
Sonntag durch einen unvorstellbaren Inzestfall aufgeschreckt."
"Sun" fragt nach Bestrafung
Die britsiche "Sun"
hat ein Diskussionsforum
für seine Unser eingerichtet und fragt: "Wir würden Sie den Täter
bestrafen?"
Die flämische Tageszeitung "Het Nieuwsblad" berichtete
am Montag auf einer Doppelseite über den Fall Elisabeth F. "Natscha
Kampusch zum Quadrat" und "Österreich unter Schock nach Entdeckung
von besonders schwerem Inzestfall" lauteten die Schlagzeilen.
Parallelen zum Fall Kampusch wurden auch Deutschland wach: "Die Affäre
übertrifft in manchen Aspekten noch den Fall der Natascha Kampusch",
urteilte die deutsche "taz". "Wie konnte das Verlies
unentdeckt bleiben?
Sogar die Frau von Josef F. soll nichts gewusst haben", schrieb die
Bild-Zeitung über das "Haus des Grauens" in Amstetten.
Zu Wort kommt in den flämischen Zeitungsberichten des "Het
Nieuwsblad" unter anderem Raf De Vlaminck, ein flämischer Priester,
der seit 40 Jahren im Augustiner-Kloster Dürnstein nahe Amstetten lebt. "Denkt
bitte nicht, dass in allen österreichischen Kellern Menschen eingeschlossen
sitzen", sagt er gegenüber der Zeitung. "Wie jeder andere bin
ich total überrascht. So etwas kann genauso gut in Belgien vorkommen. Diese
Geschichte ist sicher nicht typisch für Österreich." Doch in
Hinblick auf die Parallelen zum Fall Kampusch fragte die Zeitung: "Zwei
solche Geschichten in nur zwei Jahren in einem Land, kann das noch Zufall
sein? Ist die soziale Kontrolle in dem etwas desolaten Bergland vielleicht
geringer, und können Menschen dadurch leichter verschwinden?"
Vor allem Entsetzen ist in den Berichten rund um den Globus spürbar: "Ein
Horrorfilm kann nicht schrecklicher sein", meint die Südtiroler
Tageszeitung "Dolomiten". "Wie konnte der Vater, Josef F.
all die Jahre sein Geheimnis verbergen?", heißt es in der "Fankfurter
Rundschau".
Auch die Financial Times Deutschland widmete dem "Verdacht von
grauenhaftem Ausmaß" einen Bericht. "Des kann ja net wahr sein",
titelt die Mitteldeutsche Zeitung.
"Österreich: Monstervater hielt Tochter 24 Jahre lang gefangen und
missbrauchte sie", so die Überschrift in der Zeitung "Ilta-Sanomat"
in Finnland.
"Vater zwang Tochter 24 Jahre lang zur Sexsklavin. Österreich von
gestern enthülltem Riesenskandal erschüttert", so der Titel
der "SL Ohtuleht" in Estland.
Die schwedische Zeitung "Aftonbladet" schrieb über den "Horrorkeller"
- "Hier lebte sie - 24 Jahre lang. Elisabeth wurde sechsmal schwanger -
gestern nahm der Alptraum ein Ende."
Mit der Reue des Täters begann der Bericht im norwegischen "Dagbladet":
"Es tut ihm leid, was passiert ist: Josef F.(ausgeschrieben Anm.) (73)
soll seine Tochter und ihre Kinder im Keller gefangen gehalten haben."
Die geschockten Nachbarn standen im Mittelpunkt eines Artikels im "Ekstra
Bladet" (Dänemark): "Der 73-jährige Josef F.
(ausgeschrieben) hielt seine Tochter und ihre Kinder 24 Jahre lang gefangen.
Er grüßte höflich, war aber sonst reserviert, erzählen die Nachbarn im
österreichischen Amstetten."
Extra zum Tatort in Niederösterreich angereist war aus Großbritannien ein
Reporter-Team von SkyNews. "Tochter für 24 Jahre im Keller
gefangen" und "Geschichte von Inzest und Gefangenschaft schockt
Nation" lauteten die Schlagzeilen.
Die römische Tageszeitung "Il Messaggero": Die Welt
war nicht da für Elisabeth und ihre Kinder. "Für die Welt ist sie vor 24
Jahren 'gestorben', als ihr Vater sie in einer Kammer ohne Fenster
eingeschlossen hat, im Keller eines Hauses im österreichischen Amstetten.
Und dort hat sie, Elisabeth, wie ein Gespenst gelebt, Gefangene des
Wahnsinns ihres Vaters, der sie missbrauchte, seit sie elf Jahre alt war.
(...) All das wurde quasi zufällig aufgedeckt. Als der Vater/Großvater eine
Tochter von Elisabeth ins Krankenhaus begleitete, war das 19-jährige Mädchen
nicht in der Lage zu sprechen, schien unterernährt und verwirrt; die Ärzte
begannen, Verdacht zu schöpfen. (...) Aber die Welt, wo war sie? Und das
Viertel, der Ort, die Nachbarn, in diesen langen, langen 24 Jahren - wo
waren sie? Was David Meghnagi, Psycho-Analytiker und Professor der
Klinischen Psychologie an der Römischen Universität III, besonders wehtut,
ist das 'absolute Fehlen von Schutz durch die Gesellschaft, die Isolation
und die Vernachlässigung, in der die (von der Welt) getrennte Frau und ihre
Kinder so lange Zeit gelebt haben'. Die Welt war nicht da für Elisabeth und
ihre Kinder, wie es so oft geschieht. Meghangi spricht von einem
'Mechanismus, der in der normalen Gesellschaft zum Tragen kommt: gegenüber
Hinweisen, und seien sie auch schwer, tendiert sie (die Gesellschaft) dazu,
so zu tun, als ob sie von nichts wüsste'."
Auch im benachbarten Ost- und Mitteleuropa ist die österreichische
Inzest-Trägödie ein großes Thema. Ungarische, tschechische wie polnische
Zeitungen informierten in ihren Montag-Ausgaben großflächig über den
Missbrauchsfall Elisabeth F., oft auch auf den Titelseiten. Sie riefen
durchwegs den Fall Kampusch in Erinnerung.
Die ungarische Boulevardzeitung "Bors" schreibt in der
Titelgeschichte: "Ein Baby von Elisabeth wurde verbrannt" und "Familiendrama
in Österreich". Ausführlich berichtet das Blatt über das tragische Schicksal
der missbrauchten und eingesperrten Frau und zeigt ein Foto ihres
"Peinigers" auf der Titelseite.
Die Zeitung "Blikk" schreibt als Überschrift "Neuer
Natascha-Fall: 24 Jahre Gefangenschaft im Keller" und bringt ein Foto von
Natascha Kampusch, die achteinhalb Jahre gefangen gehalten wurde. Die
Tageszeitung "Nepszabadsag" veröffentlich einen Korrespondentenbericht ohne
Foto und schreibt "Eine derartige Grausamkeit hat es in Österreich wohl kaum
gegeben".
Die Tagszeitung "Nepszava" schreibt: "Inzest während
24jähriger Gefangenschaft". Das Budapester Inforadio berichtet von
"Familienhorror", die Internetzeitung "Hirszerzö" titelt: "Vater hielt
Tochter 24 Jahre im Keller gefangen".
In Prag schreibt die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes": "Der
Fall der Frau, die fast ein Vierteljahrzent in einer Kerkerzelle eines
unauffäligen Hauses verbracht hat, übertrifft noch das erschreckende
Schicksal von Natascha Kampusch, die auch Österreicherin ist (...) Die
Österreicher sind im Schock. Warum wieder bei uns?, fragen sie. Und die
Öffentlichkeit ist empört, wieso über so lange Jahre niemand etwas bemerkt
hat".
Laut der Tageszeitung "Lidove noviny" handelt es sich um
einen Fall, den es in der Geschickte der österreichischen Kriminalistik noch
nicht gegeben hat.
Die polnische konservative Tageszeitung "Rzeczpospolita"
schreibt: "Das ist nicht der erste Fall dieser Art in Österreich. Vor zwei
Jahren schockierte das Land die Geschichte eines anderen Mädchens, die von
einem Perversen im Keller festgehalten wurde - Natascha Kampusch. [...] Die
sexuell missbrauchte Natascha konnte erst 2006 eine Gelegenheit nutzen und
fliehen. Vor kurzem kam heraus, dass die österreichische Polizei das Mädchen
kurz nach Entführung befreien hätte können, aber die Beamten legten eine
empörende Inkompetenz an den Tag."
Das polnische Boulevardblatt "Fakt" fragt: "Wie ist das
möglich, dass niemand der Nachbarn von Joseph Fritzl im kleinen
österreichischen Städtchen Amstetten, ja nicht einmal seine Frau Rosamunda,
24 Jahre lang etwas bemerkte? [...] Das Mädchen Elisabeth durchlebte eine
wahre Hölle, vom eigenen Vater wurde sie im Keller eingesperrt. Er machte
aus ihr eine Sex-Sklavin."
Die polnische Boulevardzeitung "Super Express": "Das ist
eine Geschichte wie aus einem wahren Alptraum. [...] Josef Fritzl (73 Jahre)
ist ein echter Perverser. Dieses Monster begann, seine Tochter sexuell zu
missbrauchen, als sie gerade elf Jahre alt war. [...] Das Grauen dieser
Geschichte ist umso größer, als die Ehefrau des Monsters Elisabeth, die die
ganze Zeit im gleichen Haus wohnte, angibt, die ganzen Jahre nichts bemerkt
zu haben."