17. Mai 2008 22:45
Im Jahr 2007 wurden erstmals seit 1993 mehr als 500 Menschen HIV-positiv
getestet. Mit 515 neu diagnostizierten Infektionen gegenüber 442 im Jahr
2006 wurde österreichweit ein Anstieg um 16,5 Prozent registriert. Es
steckten sich damit im vergangenen Jahr um 73 Personen mehr mit dem
Immunschwächevirus an als ein Jahr davor. Das ermittelte die Aids Hilfe
Wien. Besonders betroffen sind offenbar die Steiermark und Oberösterreich.
Geschätzte 12.000 Infizierte in Österreich
Die Aids
Hilfe Wien rechnet inklusive Dunkelziffer mit österreichweit 12.000 bis
15.000 HIV-infizierten Menschen, von denen etwa die Hälfte in der
Bundeshauptstadt lebt. Erfreulich ist, dass die Infektionszahlen bei Frauen
in Wien nicht mehr ansteigen, sondern mit 53 Neuinfektionen gegenüber den
vergangenen Jahren kontinuierlich sinken (Neuinfektionen bei Frauen in Wien:
2006: 59, 2005: 68, 2004: 82).
Problematisch ist für die Aids Hilfe vor allem, dass wegen besserer
Behandlungsmöglichkeiten HIV seinen Schrecken weitgehend verloren zu haben
scheint. Die Bevölkerung dürfte sorgloser geworden sein. Schlitz: "Man darf
keinesfalls übersehen, dass nach wie vor Menschen an Aids bzw. den damit in
Zusammenhang stehenden Erkrankungen sterben. Alleine 33 Klientinnen und
Klienten der Aids Hilfe Wien starben im vergangenen Jahr."
Zehn Tote im Vorjahr
Die offizielle Statistik des
Gesundheitsministeriums weist allerdings für das Jahr 2007 zehn Todesopfer
durch Aids auf. Bei der Aids Hilfe Wien erklärte man dazu, dass die
Immunschwächekrankheit oft nicht als primäre Todesursache registriert werde.
Insgesamt gab es bisher in Österreich 2.576 Aids-Erkrankungen bei 1.450
Todesfällen.
Die Experten vom Institut für Virologie fordern allerdings Konsequenzen aus
den Daten: "Auf jeden Fall ist dringend wieder eine intensivere Information
und Aufklärung der Bevölkerung über HIV und Aids zu fordern."
Erschreckend lockerer Umgang mit Aids bei Jugendlichen
95 Prozent
der österreichischen Jugendlichen zwischen zehn und 19 Jahren kennen die
Begriffe HIV bzw. Aids. Nur ein Drittel allerdings haben beim Ausgehen immer
ein Kondom dabei. Gleichzeitig gibt es ein hohes Diskriminierungspotenzial
gegenüber HIV-Infizierte. Gar 61 Prozent der Jugendlichen würden einer oder
einem HIV-positiven Bekannten keinen Wangenkuss geben. Das ergab eine von
GfK durchgeführte Umfrage, die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde.
Nur 35 Prozent der 15- bis 19-Jährigen haben immer ein Kondom dabei, wenn
sie ausgehen. Unter denjenigen, die bereits Geschlechtsverkehr hatten, sind
es 45 Prozent. Von denjenigen, die kein Kondom verwenden, geben 74 Prozent
an, sie würden andere Verhütungsmittel benutzen - sie schützen allerdings
nicht vor HIV. Der Obmann der Aids-Hilfe Wien, Dennis Beck: "Das Wissen in
Österreich über Aids und HIV ist relativ gut. Aber Wissen schützt vor
Infektionen nicht."