24. April 2008 17:47
Im Jahr 1900 gab es in Bayern noch 35 verschiedene Rinderrassen - 2003 waren
es nur noch vier. In Sri Lanka wurden 1959 noch 2.000 verschiedene
Reissorten angebaut - 2002 waren es fünf. Weltweit geht die Artenvielfalt -
die "Biodiversität" - immer weiter zurück, nur noch rund zehn Pflanzenarten
und fünf Nutztierrassen bilden heute die Basis der gesamten Welternährung.
Eine UNO-Konferenz in Bonn wird sich im Mai damit beschäftigen, wie der
Artenschwund gestoppt oder zumindest verlangsamt werden kann.
Klimawandel + Artenschutz
Während den Klimawandel viele als
bedrohlich für das eigene Leben empfinden, ist der Artenschutz kaum ein
Thema . Dabei hängen Klimawandel und biologische Vielfalt eng miteinander
zusammen: Einerseits ist der Klimawandel eine der Ursachen für den
Artenschwund, andererseits kann der Verlust der biologischen Vielfalt den
Klimawandel beschleunigen. So speichern etwa Moore große Mengen Kohlenstoff,
der sich bei Trockenlegung mit Sauerstoff verbindet und in die Atmosphäre
entweicht.
Wichtig für Medizin
Beim Schutz der Artenvielfalt geht es
also ganz handfest um den Nutzen, den Natur und Menschheit aus der
Biodiversität ziehen. So sind Pflanzen, Tiere und ihre Produkte auch
wirtschaftlich nutzbar, ebenso wie die genetischen Informationen einzelner
Individuen, etwa als Ausgangsmaterial für pharmazeutische Forschungen.
Fledermaus als Lebensretter
Ein Beispiel: Ein Enzym aus dem
Speichel der Vampirfledermaus, das gegen Blutgerinnung wirkt, soll bei der
Behandlung von Schlaganfallpatienten helfen. Wer also etwas gegen
Fledermausschutz hat, spielt möglicherweise mit seinem eigenen Leben.
Pakt über Bio-Vielfalt
Der Zugang zu den genetischen
Ressourcen spielt eine große Rolle bei der 9. Vertragsstaatenkonferenz des
Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), die ab 19. Mai in Bonn
stattfindet. Das CBD wurde als völkerrechtliches Abkommen 1992 beim
UNO-Gipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro beschlossen. Mittlerweile
gehören der Konvention 189 Vertragsparteien und die EU an.
Alle zwei Jahre treffen sich diese Vertragsstaaten zu einer Konferenz, auf
der die Bestimmungen der einzelnen Artikel der CBD durch Beschlüsse
konkretisiert werden. Bei der neunten derartigen Konferenz in Bonn soll es
vor allem darum gehen, das Konventionsziel umzusetzen, den Verlust der
Biodiversität bis 2010 weltweit deutlich zu reduzieren.