15. April 2008 14:32
Astronomen haben in den Sternbildern Drache und Großer Bär die Reste
kannibalisierter Zwerggalaxien identifiziert. Die geisterhaften
Sternenschleier umgeben zwei große, nahe Spiralgalaxien, die sich ihre
kleineren Begleiter einverleibt haben. Die Beobachtung belege die Theorie,
nach der große Galaxien wie unsere Milchstraße nach und nach durch die
Verschmelzung kleinerer Galaxien entstanden sind, teilte das
Astrophysikalische Institut der Kanaren (IAC) auf der Insel Teneriffa mit.
Galaktischer Kannibalismus
In rund 40 Millionen Lichtjahren
Entfernung hat eine zerstörte Zwerggalaxie einen gigantischen, schwach
schimmernden Sternenring um die Spiralgalaxie NGC 5907 im Sternbild Drache
hinterlassen. Die Spiralgalaxie habe ihren Begleiter vor mindestens vier
Milliarden Jahren kannibalisiert, berichten die Astronomen. Im Sternbild
Großer Bär hat vor rund drei Milliarden Jahren die Spiralgalaxie NGC 4013
einen kleinen Begleiter verschlungen. Davon zeugt nach Auskunft der
Astronomen eine große, dünne Schleife alter Sterne, die von dem galaktischen
Kannibalismus übrig geblieben sei.
Geisterhafte Erscheinung
"Diese Sternenschleier sind sehr
schwierig nachzuweisen und haben eine sehr geringe Sternendichte",
erläuterte IAC-Studienleiter David Martínez. "Das ist der Grund für ihre
geisterhafte Erscheinung. Daher, und weil sie mit dem Tod einer Zwerggalaxie
verbunden sind, kann man sie als die Geister nun verschwundener Galaxien
ansehen." Die Beobachtungen böten die einzigartige Gelegenheit, die letzten
Schritte beim Aufbau von Galaxien wie unserer eigenen zu beobachten, betonte
Martínez.