21. November 2007 08:53
© Christof Koepsel/Getty Images
Was Proteste und Demonstrationen nicht schafften, brachten die hohen Kosten
zu Stande. Weltweit werden weniger nukleare Reaktoren gebaut, als jedes Jahr
geschlossen werden. Vor fünf Jahren gab es weltweit um fünf AKW mehr. Dies
ergab eine von den europäischen Grünen in Auftrag gegebene Studie, über die
Radio Ö1 berichtete.
Sinkender nuklearer Anteil an der Stromerzeugung
Trotz des
wachsenden Energiebedarfes und der Absage an CO2-produzierenden
Energiequellen erlebt die Atomenergie doch kein großes Comeback. In 31
Staaten werden 439 Atomkraftwerke betrieben. In den meisten dieser Länder
geht der Anteil der nuklear gewonnen Energie an der gesamten Stromerzeugung
zurück. Dies ergab der aktuelle Statusreport über die Nuklearindustrie,
der vom Worldwatch Institute in Washington gemeinsam mit Greenpeace erstellt
worden ist.
Dieser Rpckgang ist aber keinesfalls nur auf die in die Jahre gekommene
Anti-AKW-Bewegung zurück zu führen. Auch der angekündigte deutsche
Atom-Ausstieg fällt noch nicht ins Gewicht. Vielmehr zahlt es sich für
Investoren nicht aus, derartig langfristige Investitionen zu tätigen.
Ökonomisch zahlen sich konventionelle Kraftwerke eher aus. Atomkraft
erfordert eine längere Planung und ist anfangs zumindest zu teuer.
Rückgang ist durch Neubauten nicht mehr aufzuhalten
Die
stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament. Rebecca
Harms, vermutet, dass der weltweite Rückgang der Atomenergie zum
unumkehrbaren schleichenden Ausstieg geworden ist, der durch Neubauten nicht
mehr aufzuhalten ist. In den USA hat es den letzten Baubeginn vor 34 Jahren
gegeben. In Europa gibt es aktuelle Baupläne in Frankreich, in der Slowakei
und in Bulgarien. Das einzige Neubauprojekt, das bisher aber tatsächlich
angegangen wurde, liegt in Finnland.
Zehn Nuklearanlagen in Europa seit 2004
Die Europäische Union
hält sich aus der Atomdiskussion bewusst heraus. Allerdings wird die
Atomkraft als klimafreundliche Energiequelle gezählt. Schließlich gibt es
keinen mit Kohlkraftwerken vergleichbaren CO2-Ausstoß. Trotzdem sind seit
2004 in der EU nur zehn Nuklearanlagen vom Netz gegangen.
Berufsperspektiven der Nukleartechniker schrumpfen
Das
Durchschnittsalter der AKW wächst; viele halten bis zum Ablauf der
offiziellen Lebenszeit von 40 Jahren nicht durch. Selbst an den
Universitäten hat sich die Zahl der Programme zum Ausbau von
Nukleartechnikern weltweit halbiert. Die Berufsperspektiven schrumpfen. Die
Techniker in laufenden AKW werden immer älter. Die Atomindustrie müsse sich
inzwischen um die Kompetenz des Personals sorgen.
Ausnahme Frankreich
Frankreich, das Land mit 59 Atomkraftwerken,
ist die große Ausnahme. An ein Come-back der Atomenergie ausgehend von
Frankreich glauben aber die Autoren der von den Europäischen Grünen in
Auftrag gegebenen Studie nicht: Schließlich leide die französische
Energiewirtschaft jetzt schon an Überproduktion bei elektrischem Strom.