02. Mai 2008 16:08
Denn die in einem Kuhstall vorkommenden Bakterien beginnen bereits vor der
Geburt des Kindes, eine Toleranz gegenüber Fremdstoffen zu programmieren,
wie die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
berichtet. Für andere Tierställe gilt dies nicht in gleichem Maße.
"Der Aufenthalt in Schweineställen vermittelt zum Beispiel weniger
Allergieschutz als in Kuhställen - und Schafställe sind noch weniger
geeignet", sagt der Wissenschafter Harald Renz, der eine Forschungsgruppe in
der Abteilung Klinische Chemie und molekulare Diagnostik am
Universitätsklinikum Gießen und Marburg leitet. Warum das so sei, sei noch
unklar.
Gesunde Land-Kinder
Schon seit längerem ist bekannt, dass Kinder,
die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener Heuschnupfen und allergisches
Asthma bekommen als andere Buben und Mädchen. Offenbar tragen die nicht
krankheitserregenden Bakterien in Kuhställen dazu bei, "die Entwicklung
einer bronchialen Überempfindlichkeit zu verhindern", erklärt Renz.
Dies spreche für die sogenannte Hygiene-Hypothese, die besage, dass eine
frühe Auseinandersetzung des körpereigenen Immunsystems mit Fremdstoffen
eine Voraussetzung dafür sei, eine Toleranz zu entwickeln. Fehle diese
Auseinandersetzung - zum Beispiel aufgrund übertriebener Hygiene - sei das
Immunsystem sozusagen unterbeschäftigt und tendiere deshalb zu völlig
übertriebenen Abwehrreaktionen auf ganz harmlose Stoffe wie Pollen oder
Nahrungsbestandteile.
"Fest steht, dass eine Toleranz gegenüber potenziellen Allergieauslösern
bereits vor der Geburt und in der frühen Kindheit durch den Kontakt mit
harmlosen Bakterien programmiert wird", sagt Renz. Dabei sei besonders das
dritte Schwangerschaftsdrittel entscheidend: "Welche Bakterienbestandteile
die Mutter in dieser Phase vor der Geburt aufnimmt - zum Beispiel über die
Nase einatmet -, wirkt sich direkt auf ihr Kind aus", erklärt der Professor.