05. September 2007 14:02
Im Zuge eines endoskopischen Eingriffs können dank einer neuen Technologie
selbst Appendektomien (Blinddarmoperation) ohne Öffnung der Bauchdecke
durchgeführt werden, teilte die Medizinische Universität am Mittwoch in
einer Aussendung mit.
Operationen im Bauchraum
Operationen in Folge einer Appendizitis
(Blinddarmentzündung) seien der häufigste Grund für Operationen im
Bauchraum. Sieben bis acht Prozent der Bevölkerung sind im Lauf ihres Lebens
von einer Appendizitis betroffen, die sehr oft mit einem operativen Eingriff
verbunden ist. Dank eines gemeinsam mit einer amerikanischen Firma neu
entwickelten Gerätes hoffen Forscher der Universitätsklinik für Innere
Medizin III und der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien,
Blinddarmoperationen in Zukunft ohne Narkose und ohne Öffnung der Bauchhöhle
vornehmen zu können. Der weltweit erste Eingriff dieser Art wird
voraussichtlich im Dezember vorgenommen werden.
Wie Darmspiegelung
Mit Hilfe eines Endoskops und eines neu
entwickelten Werkzeuges, dem "Megachannel", kann der Arzt ähnlich
einer Darmspiegelung über den Anus und den Dickdarm bis zum Blinddarm
gelangen und den Appendix entfernen. Schon bisher konnten mit Endoskopen
kleine Eingriffe im Darm vorgenommen werden. "Wir haben uns gefragt,
warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, auch die klassische
Blinddarmoperation damit durchzuführen", berichtete Univ.-Prof.
Christoph Gasche, der das Projekt an der Medizinischen Universität Wien
vorangetrieben hat. "Daraus entstand die Idee zu einem
multifunktionalen Werkzeug, mit dem verschiedene Eingriffe im Darm
vereinfacht werden." Gemeinsam mit dem US-Unternehmen Minos Medical
gelang die Entwicklung eines Werkzeuges bis zur Marktreife.
Schneller Wechsel der Instrumente
Der "Megachannel"
umschließt das Endoskop und wird gemeinsam damit in den Darm eingeführt. Im
rechten Darmbereich angekommen, erlaube der Megachannel einen schnellen
Wechsel der Instrumente und erleichtere die Durchführung von Eingriffen, bei
denen das Endoskop mehrmals in und aus dem Darm bewegt werden muss, hieß in
der Aussendung. Für die Entfernung des Wurmfortsatzes des Blinddarms wird
der Appendix zunächst invertiert, anschließend verödet und entfernt. Auch
Darmpolypen könnten damit einfacher als bisher entfernt werden.
Kostenersparnis
"Wir können durch diese minimal invasive
Methode ein Eröffnen der Bauchhöhle verhindern", betonte Gerd
Silberhumer von der Universitätsklinik für Chirurgie. "Mit
dem Eingriff über den Darm ohne Narkose, hoffen wir das perioperative Risiko
sowie Komplikationen wie Verwachsungen weiter zu minimieren. Ein mögliches
ambulantes Setting und die dadurch verkürzte Krankenhausaufenthaltsdauer
könnten in einer deutlichen Kostenersparnis resultieren."