14. März 2008 09:38
Im Pariser Louvre beginnt die große kulturhistorische Ausstellung "Babylon,
Mythos und Wirklichkeit" eröffnet. Zahlreiche Legenden ranken sich um die
wahrscheinlich größte und prächtigste Stadt des Altertums - Überlieferungen,
die nicht immer der historischen Überprüfung standhalten. Die Schau im
Louvre stellt erstmals die Geschichte Babylons dem Mythos der an den Ufern
des Euphrats gelegenen Stadt gegenüber. Rund 400 Werke sind bis zum 2. Juni
zu sehen. Sie stammen aus internationalen Museen, darunter aus dem Pergamon
Museum in Berlin und dem British Museum in London; in beiden Metropolen wird
die Ausstellung dann nach Paris zu sehen sein.
Kodex von König Hammurabi
Die Schau beginnt mit der
Geschichte des antiken Teils und mit einem historischen Dokument aus dieser
Zeit, dem berühmten Gesetzeskodex des babylonischen Königs Hammurabi. Bei
dem 2,25 m hohen konischen Zylinder aus schwarzem Stein, der mit
kolonnenförmiger Keilschrift in akkadischer Sprache bedeckt ist, handelt es
sich um das älteste bekannte Gesetzeswerk der Welt. Die Gesetzes-Stele wurde
1901 von französischen Archäologen bei Ausgrabungen in der alten Stadt Susa
im westlichen Persien entdeckt.
Hammurabi war wohl der bekannteste Herrscher Babylons. Interessant ist,
dass das Wissen über ihn mit dem Ende seiner Epoche verloren ging. Auch in
der Bibel und den Texten des Historikers Herodot findet sich nicht viel über
ihn. Erst die Ausgrabungen deutscher und französischer Expeditionen zwischen
1899 und 1917 brachten Neues über seine Herrschaft an den Tag. So ließ sich
mit Hilfe der mit Keilschrift bearbeiteten Tonplatten klären, dass Hammurabi
von 1792-1750 vor Christus regierte und Babylon durch Siege über den
Elamiten Rimsin von Larsa und Zimrilim zur führenden Macht des Vorderen
Orients wurde.
Zentrum des alten Vorderen Orients
Schmuckstücke, reich
verziertes Grabmobiliar, die herrlichen Reliefs des blauen Tors von Ishtar,
eines der acht Stadttore Babylons, auf dem ein Drachen und ein Stier
abgebildet sind, illustrieren die Bedeutung Babylons als politisches,
kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des alten Vorderen Orients.
Viele der Kenntnisse, die heute über Babylon verfügbar sind, beruhen auf
schriftlichen Quellen von Schreibern und auf den Ausgrabungsergebnissen des
deutschen Archäologen Robert Koldewey. In fünfzehnjähriger Arbeit legte
dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts die 2.500 Jahre alten Ruinen Babylons
frei. Diese Quellen dienten zahlreichen Malern als Inspiration. Eines der
bedeutendsten Bildmotive dürfte wohl der Turm von Babel sein. Einige der
bekanntesten Abbildungen des Turms, dessen Existenz seit 1913 archäologisch
nachgewiesen ist, sind die von Pieter Bruegel dem Älteren und Gustave Doré,
die auch in der Ausstellung zu sehen sind.
Hängende Gärten geben Rätsel auf
Rätsel geben
jedoch noch immer die Hängenden Gärten von Babylon auf, eines der Sieben
Weltwunder. Koldewey stieß bei seinen Ausgrabungen im Stadtpalast des Königs
Nebukadnezar II. (605 - 562 v. Chr.) auf einen Gewölbebau mit 14 Kammern und
einem Brunnen, den der Archäologe als Überreste der hängenden Gärten
gedeutet hat. Über Aussehen und Lage der Anlage gibt es bis heute jedoch
viele verschiedene Theorien.