05. September 2007 19:13
Embryonen aus menschlichen und tierischen Zellen könnten in Großbritannien
bald zur Realität werden. Die Züchtung solcher Schimären ist am Mittwoch von
der zuständischen Behörde in London grundsätzlich für Forschungszwecke
erlaubt worden. Dabei soll das Erbgut menschlicher Zellen in Eizellen von
Tieren eingebracht werden. Kritiker sprachen von einer "abscheulichen"
Vorstellung.
Die gezielte Mischung menschlicher und tierischer Zellen verstoße gegen
ethische Grundsätze, erklärte die Gruppe "Comment on
Reproductive Ethics". Auch Kirchenvertreter äußerten Bedenken gegen die
Entscheidung der Behörde für Embryologie und Befruchtung (HFEA). Sie gab
damit einem Antrag des Londoner Kings' College und der Universität von
Newcastle statt, versuchsweise sogenannte Hybrid-Embryonen aus menschlichen
Zellen und tierischen Eizellen für die weitere Forschung nach Therapien für
Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson zu erzeugen.
Genehmigung beantragen
Damit ist jedoch keine Generalvollmacht
verbunden: Für jeden einzelnen Versuch muss eine Genehmigung beantragt
werden. "Ich verstehe, dass Menschen vor solchen Züchtungen Angst haben",
sagte Stephen Minger vom King's College Reportern. "Doch diese
Embryonen werden niemals implantiert werden und die daraus gewonnen Zellen
werden nicht direkt bei der Behandlung von Kranken verwendet. Es geht hier
lediglich darum, Erkenntnisse über die Entwicklung von Krankheiten zu
gewinnen."
Österreicher bezweifeln Sinnhaftigkeit
Abgesehen von vielen
offenen ethischen Fragen zweifeln österreichische Experten die
wissenschaftliche Sinnhaftigkeit von Mittwoch in Großbritannien genehmigten
Experimenten mit Mensch-Tier-Embryos an. Für den Ethiker und
Reproduktionsmediziner Johannes Huber ist bei den geplanten Versuchen kein
klares wissenschaftliches Ziel definiert. Ähnlich argumentiert Genetiker
Markus Hengstschläger (beide: Medizinische Universität Wien).
Wie auch Huber lehnt Hengstschläge die britischen Forschungen ab. "Ich bin
gegen embryonale Stammzellenfoschung und diese Experimente gehören eindeutig
dazu", betonte der Experte. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass embryonale
Stammzellen irgendetwas könnten, was nicht mit ethisch unproblematischen
adulten Stammzellen erreicht werden könne. Ganz im Gegenteil würden sich die
adulten Stammzellen in mehrfacher Hinsicht immer mehr als der bessere Ansatz
herausstellen.