24. November 2007 21:39
Mit dem Satelliten-Ortungssystem Galileo, auf dessen Finanzierung sich die
EU nach langem Tauziehen nun geeinigt hat, will Europa dem US-System GPS
Konkurrenz machen. Ab 2013 soll Galileo einsatzbereit sein - und einen Teil
des milliardenschweren Marktes erobern. Der Aufbau des
Satelliten-Ortungssystem soll insgesamt 3,4 Milliarden Euro kosten. Nach
Angaben der europäischen Raumfahrtagentur ESA könnten die Einnahmen die
Investitionen mittelfristig aber vier bis fünf Mal übersteigen.
100.000 Arbeitsplätze
Die Aussichten auf dem Markt für
Satellitentechnik sind verlockend: Lagen die Umsätze dort laut ESA im Jahr
2003 bei rund 20 Milliarden Euro, soll sich dieses Volumen bis 2020 auf 250
Milliarden Euro erhöhen. Gleichzeitig soll Galileo allein in Europa über
100.000 Arbeitsplätze schaffen. Trotz dieser guten Aussichten scheiterte der
Plan bisher aber am Streit um die Finanzierung. Der Starttermin musste
deshalb immer weiter nach hinten geschoben werden: War ursprünglich 2010
geplant, wird es nach der Einigung von Freitagabend nun wohl erst 2013.
Vielfältige Anwendungen
Für Verbraucher würde Galileo
vielfältige Anwendungen bringen: Autofahrer können laut EU über ihre
Fahrzeugnavigation vor Staus und Kollisionen gewarnt werden. Auch "Auto-Pilot"-Funktionen
bei langsamer Fahrt sind demnach möglich. Nutzer von Bussen und Bahnen
werden minutengenau über die Dauer von Verzögerungen auf dem Laufenden
gehalten, und Handy-Kunden durch ihr Telefon ins nächste Restaurant gelotst.
Bei Notfällen finden Rettungskräfte zum Patienten durch das Galileo-fähige
Mobiltelefon. Und Straftäter werden bei Freigängen per elektronischer
Fußfessel über das Galileo-Signal überwacht.
Höhere Genauigkeit als US-System GPS
Gegenüber dem bereits
weit verbreiteten US-System GPS zeichnet sich Galileo der EU zufolge durch
eine höhere Genauigkeit und Verlässlichkeit aus. Anders als derzeit bei GPS
sollen Ortungen auf den Meter genau möglich sein. Zudem gibt es eine
Funktion, die darüber informiert, ob eine Nachricht oder ein Signal
fehlerfrei angekommen ist. Brüssel verweist darauf, dass GPS in den
vergangenen Jahren von den USA aus militärischen Gründen mehrfach
ausgeschaltet wurde. Zugleich sind Galileo und GPS kompatibel. Fällt ein
System aus, können Rettungskräfte oder Fluglinien künftig zur Ortsbestimmung
auf das andere umsteigen.