25. November 2007 14:18
Olympiasieger sind in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit eher genetisch
privilegiert, als dass sie ihre enorme Belastungstoleranz durch Training
erwerben. Das erklärten am Samstag Experten bei einem Symposium des Zentrums
für Sportwissenschaften der Universität Wien.
"Leistungen, die zu einem Olympiasieg führen, reflektieren die Fähigkeit,
Grenzen der normalen Leistungsfähigkeit zu überschreiten. Der Schlüssel zum
Verständnis dieser Leistungen liegt in den Genen und in den
Umweltbedingungen", sagte Vasilis Klissouras von der Universität Athen.
Schon seit längerem weiß man, dass die Muskeln von Menschen, die besonders
begabt für Ausdauersport sind, anders strukturiert sind als jene der
Sprinter. Schön langsam kommen die Wissenschafter aber dahinter, welche Gene
die spezielle Leistungsfähigkeit von Spitzensportlern bedingen könnten.
Klissouras: "Ein Elite-Athlet treibt aber auch enger an das Limit seiner
Kapazitäten. Die Veranlagungen für den Spitzensport sind über die
Bevölkerung hinweg genetisch verteilt." Die starke Rolle der Veranlagung
wird aber immer klarer. Laut dem Experten sind bei Männern 69 Prozent der
sportlichen Leistungsfähigkeit genetisch fixiert, bei den Frauen sogar 87
Prozent.
Klissouras: "Training kann einen großen Effekt nur auf der Basis der Gene
haben." Das lässt sich auch anhand der Herkunft von Spitzen-Leichtathleten
aus verschiedenen Weltregionen dokumentieren: Die Marathonläufer kommen vor
allem aus Kenia und aus Äthiopien, die Sprinter hingegen aus Westafrika und
Jamaika. Freilich, trainieren tun die Menschen dort im Alltag oft schon ab
dem Alter von vier bis fünf Jahren. Sie müssen täglich in die Schule und
wieder nach Hause laufen.
Einzelne "Olympia-Gene" konnten allerdings noch nicht identifiziert
werden. Es dürfte sich um ein Gemisch verschiedener Erbanlagen handeln. Und
die Suche nach potenziellen Spitzensportlern mit Gentests ist noch viel zu
aufwendig, um praktisch angewendet zu werden.
Freilich, auch der Wille zum Erfolg zählt: Von eineiigen Zwillingen, also
genetisch praktisch identischen Personen, erreichte einer zwei Gold- und
eine Silbermedaille im 20-Kilometer-Gehen. Sein Bruder kam - die beiden
waren 19 Jahre von einem älteren, dritten Bruder als Trainer betreut worden
- nicht über den elften Rang bei einem solchen Bewerb hinaus. Allein in den
Genen liegt der Triumph bei Olympiaden oder Weltmeisterschaften also auch
nicht.