23. April 2008 14:21
Herr und Frau Österreicher können weiterhin beruhigt zum Handy greifen und
den Sendemast auf dem Hausdach ignorieren - ohne Schlafstörungen, Tumore
oder sonstige gesundheitliche Nachteile befürchten zu müssen. Das ist die
Botschaft des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF), der am Mittwoch über
seine Arbeit berichtete.
"Es gibt keinen Beweis"
68 internationale Studien zum
Thema wurden von den zwölf Wissenschaftern unter die Lupe genommen - und man
kam laut WBF-Vorsitzendem Univ.Prof. DI Dr. Norbert Vana zu einem
eindeutigen Ergebnis: "Es gibt keinen Beweis, dass es bei Einhaltung
der Grenzwerte eine gesundheitliche Gefährdung im Umgang mit Mobilfunk gibt."
Ergebnisse entsprechen Industriewünschen
Zwar habe sich die
Qualität der Studien verbessert, aber nicht alles, was veröffentlicht wird,
entspricht wissenschaftlichen Kriterien. Zudem haben die Auftraggeber
offenbar keinen geringen Einfluss auf die Ergebnisse: Hat die Industrie
bezahlt, werden die Effekte in der Interpretation unterschätzt, während man
bei jenen durch Non-Profit-Organisations eher zu Übertreibungen neigt.
Kognitive Veränderungen bei Reizen
Christian Wolf von der
Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin II widmete sich den einzelnen
Effekten durch Mobilfunk: Veränderungen kognitiver Parameter (z.B.
Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Reaktionszeit) treten auch bei anderen
alltäglichen Reizen auf.
Schlafqualität nicht gestört
Gesundheitliche Einflüsse
sind nicht nachgewiesen, ebenso was die Hirnstromtätigkeit betrifft. Auch
eine Störung der Schlafqualität gibt es laut den Experten nicht:
Strahlendichte Vorhänge hatten, wenn die Betroffenen nichts davon wussten,
keinen Einfluss auf deren Nachtruhe. Ebenso wenig jener Mobilfunkmast, der
einmal aktiv und dann wieder off line war, ohne dass Hunderte Beamte davon
wussten. Jeden Tag nach ihrem allgemeinen Befinden befragt, ergab sich keine
Korrelation. Auch angeblich "empfindliche" Personen konnten nicht
erraten, ob der Mast eingeschalten war oder nicht.
Tumorerkrankungen nicht ausgeschlossen
"Zurzeit" gehen
die Wissenschafter auch nicht von einem erhöhten Risiko von
Tumorerkrankungen aus. "Diese entstehen aber nicht von heute auf morgen",
schränkte Wolf ein, weshalb derzeit kein abschließendes Urteil gebildet
werden könne. Das ist somit der einzige Punkt, bei dem die Wissenschafter
sich nicht sicher sind.
Kein Einfluss aufs Ohr
Eindeutig hingegen ist laut WBF, das ein
beratendes Gremium des Ministeriums für Verkehr, Innovationen und
Technologie ist, dass weder Innenohr, noch Hörnerv oder Hörzentren im Gehirn
negativ beeinflusst werden. Dass es am Ohr warm wird, kommt vom Abdecken der
Muschel und dass durch die Elektronik im Handy, "unabhängig vom Inhalt
der Gespräche", Wärme entsteht.
Spermienqualität nicht beeinträchtigt
Entwarnung gab
die Wissenschaft auch in Sachen Spermienqualität, Gentoxikologie sowie
Mobilfunk und Kinder. Gerade zu letzterem Thema hat sich die Wiener
Ärztekammer öfter zu Wort gemeldet und von einer Gefahr gesprochen. "Wir
haben sie zu unseren Sitzungen eingeladen - aber sie haben abgelehnt",
so der enttäuschte Vana. "Bilden Sie sich selbst Ihr Urteil."