11. September 2007 15:54
Trotz des Fangverbots hat die Population des Meeressäugers laut neuer Studie
nur etwa ein Viertel des früheren Umfangs erreicht. Derzeit seien etwa
22.000 Grauwale im Pazifik unterwegs, schreiben die US-Wissenschafter.
Anhand ihrer Studie von Genmutationen gehen sie davon aus, dass die
Population des Tieres vor Beginn der massenhaften Jagd Mitte des 19.
Jahrhunderts bei etwa 96.000 gelegen habe.
"Diese genetischen Erkenntnisse lassen vermuten, dass sich Grauwale nicht
vollständig vom Walfang erholt haben", sagte Mit-Autor Steve Palumbi von der
Universität Stanford. "Daraus können wir ablesen, dass die Wale nun einer
neuen Bedrohung gegenüberstehen: der Veränderung der Ozeane, die ihrer
Erholung Grenzen setzt." Für ihre Studie haben die Wissenschafter Mutationen
an zehn Abschnitten des Grauwal-Genoms untersucht. Die Spannbreite der
Veränderungen am Erbgut erwies sich unerwartet als so groß, dass sie daraus
auf eine weitaus umfangreichere Walpopulation als bisher vermutet
rückgeschlossen haben.
Tausende Tiere weniger
"Die überaus reichen Genmutationen weisen
auf eine sehr viel größere Population in den vergangenen Jahrhunderten hin",
sagte Palumbi. Für die heutige Population von 22.000 Tieren sei das Ausmaß
der Mutationen einfach zu groß. Anhand der registrierten Erbgutveränderungen
rechneten die Wissenschafter mit Hilfe von Computerprogrammen in die
Vergangenheit zurück und kamen auf eine ursprüngliche Population von 76.000
bis 118.000 Tieren - oder eben 96.000 Tiere im Durchschnitt.
Erderwärmung als Bedrohung
Bisher galt die Erholung der
Grauwal-Population im Pazifik nach dem Fangverbot immer als Paradebeispiel
für erfolgreichen Tierschutz. Da Walfänger als Feinde derzeit ausscheiden,
muss der Grund für die begrenzte Vermehrung anderswo liegen. Ein Grund sehen
die Wissenschafter in der Erderwärmung, die den Vorrat an Nahrung für die
Wale in ihrem Hauptverbreitungsgebiet, der nordpazifischen Bering-See,
begrenzten. Dort hatten Wissenschafter immer wieder ungewöhnlich dünne Tiere
entdeckt. Grauwale ernähren sich, indem sie den Meeresgrund aufwühlen und
daraus ihre Nahrung filtern.