02. April 2008 12:20
Der erste europäische Weltraumfrachter "Jules Verne" ist an der
Internationalen Raumstation ISS angekommen. Das unbemannte Transportfahrzeug
ATV (Automated Transfer Vehicle) dockte am Donnerstag um 16.46 Uhr deutscher
Zeit vollautomatisch an. Es ist damit fester Bestandteil der zur Zeit mit
drei Astronauten besetzten Raumstation.
Live-Übertragung
Vor dem Anlegen hatten die russische
Kontrollstation in Moskau und das europäische ATV-Kontrollzentrum im
französischen Toulouse grünes Licht gegeben. Die Flugmanöver auf den letzten
Metern wurden an mehrere europäische Raumfahrtstandorte, darunter Bremen,
live übertragen.
Die geglückte Premiere ist bereits der dritte Raumfahrterfolg der Europäer
in den vergangenen drei Monaten. Im Februar hatte ein US-Shuttle das in
Bremen gebaute Weltraumlabor "Columbus" zur Raumstation transportiert. Es
funktioniert nach Angaben des Raumfahrtkonzerns EADS Astrium bisher
einwandfrei. Am 9. März hatte dann eine Ariane-5-Trägerrakete das ATV in
eine Umlaufbahn gebracht. Es durchlief darauf zahlreiche Flugmanöver.
Strenge Sicherheitstests sollten gewährleisten, dass der unbemannte
Transporter mit rund 20 Tonnen Gewicht eigenständig die Raumstation
ansteuern durfte.
Auf den letzten Metern war das ATV völlig auf sich allein gestellt. Der
Transporter und die Raumstation flogen parallel mit einem Tempo von 28.000
Kilometern pro Stunde um die Erde. Das ATV näherte sich langsam mit nur
wenigen Zentimetern pro Sekunde an den Dockingpunkt an. Dabei musste eine 15
Zentimeter große Kopplungsspitze den 90 Zentimeter großen Trichter des
russischen Teils der ISS treffen. Im Notfall hätte die Crew der ISS nur
einen roten Knopf drücken können, um das Andockmanöver abzubrechen.
Noch zwei Hürden
Der Prototyp "Jules Verne" muss noch zwei
weitere Hürden nehmen, bevor die Mission insgesamt als Erfolg gilt. Im
August soll das ATV mit seinen Triebwerken die ständig absinkende
Raumstation wieder auf eine höhere Umlaufbahn bringen. Nach der Abkopplung
von der ISS verglüht der Transporter mit knapp sechs Tonnen Müll an Bord
kontrolliert in der Atmosphäre über dem südlichen Pazifik.
Mit dem bisher erfolgreichen ATV-Jungfernflug ist für EADS Astrium der Weg
frei für den Bau vier weiterer Transporter. Ingenieure arbeiten bereits an
einer Weiterentwicklung des Transporters für zukünftige Missionen zum Mond
und Mars. Außerdem laufen Studien für eine landefähige Version.