30. April 2008 09:46
Die Lage in Bagdads Schiiten-Vorstadt Sadr-City gerät fünf Wochen nach
Beginn der Offensive von US-Truppen und Regierungseinheiten gegen die Miliz
"Mahdi-Armee" des radikalen Predigers Muktada al-Sadr immer mehr außer
Kontrolle. Das US-Militär berichtete am Mittwoch von neuerlichen heftigen
Kämpfen, bei denen seit Dienstagmorgen 32 Milizionäre getötet und sechs
amerikanische Soldaten verletzt worden seien. Bewohner des Schiitenviertels
gaben noch höhere Opferzahlen an. Eine US-Militärsprecherin erklärte, die
Milizionäre seien "Feiglinge", die aus Wohnhäusern feuerten und sich nicht
um zivile Opfer scherten.
Zwei GIs getötet
In der Nacht auf Mittwoch töteten
Aufständische im Nordwesten der irakischen Hauptstadt nach Militärangaben
zwei US-Soldaten. Ein weiterer Soldat sei am Montag bei einem Raketenangriff
auf einen Militärstützpunkt in Bagdad gestorben, hieß es. Die "Mahdi-Armee",
die landesweit rund 60.000 Mann unter Waffen haben soll, hatte die jüngsten
Gesprächsvorschläge von Ministerpräsident Nuri al-Maliki verworfen. Was
Maliki anzubieten habe, sei kein "konstruktiver Dialog", erklärte ein
Milizsprecher in Najaf. Die Miliz werde sich nicht widerstandslos entwaffnen
lassen und lehne es ab, von der Regierung gesuchte Milizangehörige
auszuliefern. Viele irakische Soldaten hatten im März während einer von
Maliki angeordneten Offensive gegen die Mahdi-Miliz in der südlichen
Hafenstadt Basra und in Sadr-City den Befehl verweigert. Unter den
Befehlsverweigerern waren Schiiten, die nicht auf "schiitische Brüder"
hatten schießen wollen, und Soldaten, die mögliche spätere Racheakte der
Milizionäre fürchteten.
Maliki stellt Bedingungen
Maliki hatte vier Bedingungen für ein
Ende der Offensive gegen die Mahdi-Miliz und andere illegale bewaffnete
Gruppen genannt. Sie müssten ihre schweren und mittelschweren Waffen abgeben
und damit aufhören, sich in die Angelegenheiten der Regierung und der
Streitkräfte einzumischen, forderte Maliki am Freitag vorigen Woche in einem
Interview des Fernsehsenders "Al-Arabiya". Ferner müssten die Milizen alle
gesuchten Personen ausliefern und eine Liste mit Namen jener erstellen, die
in Gewalttaten verwickelt seien. Muktada al-Sadr hatte mit einem "offenen
Krieg" gedroht, wenn die Regierung die gemeinsamen Angriffe mit den
US-Streitkräften gegen seine Anhänger nicht einstelle.