08. Jänner 2009 14:38
Schon seit langem verfolgen Gesundheitsbehörden mit Unbehagen, dass
verwirrte Alzheimer-Patienten häufig mit den auch als Neuroleptika
bezeichneten Mitteln ruhiggestellt werden. In vielen europäischen und
amerikanischen Pflegeheimen bekommen Studien zufolge 30 bis 60 Prozent der
Bewohner solche Präparate. Vor einem damit verbundenen erhöhten Sterberisiko
hatten erst kürzlich die europäischen und amerikanischen Zulassungsbehörden
ausdrücklich gewarnt.
Dass die hohe Mortalität langfristig weiter steigt, zeigt nun das Ergebnis
der ersten Langzeituntersuchung, in der 128 Patienten ein Jahr lang entweder
ein Antipsychotikum oder ein Scheinpräparat einnahmen. Im Vergleich zum
Placebo erhöhten die Medikamente die Sterblichkeit in den ersten zwölf
Monaten um fast ein Drittel und im zweiten und dritten Jahr um fast das
Doppelte.
Untersuchungsleiter Clive Ballard vom Londoner King's College betont, Ärzte
sollten Antipsychotika möglichst durch andere Therapien wie etwa
psychologische Ansätze oder bestimmte Antidepressiva ersetzen. Die Gabe der
Mittel sei nur bei schweren neuropsychiatrischen Störungen, vor allem
Aggressionen, sinnvoll, die sich nicht anders behandeln ließen.