01. Februar 2007 11:17
An dieser vierten Studie seit 1990 haben 2.500 Experten sechs Jahre
gearbeitet. Sie beschreiben darin den Stand des vom Menschen verstärkten
Treibhauseffektes und seine möglichen Folgen bis zum Jahr 2100.
Der Bericht zeigt laut WWF, dass sich die Erderwärmung noch schneller
vollzieht, als im letzten Bericht vor sechs Jahren berechnet. Der Anteil an
Treibhausgasen in der Atmosphäre sei heute höher als in den letzten 650.000
Jahren. Dem Bericht zufolge drohen in den nächsten hundert Jahren weitere
gravierende Klimaveränderungen in vielen Teilen der Erde:
* Die Arktis könnte schon in der zweiten Jahrhunderthälfte komplett eisfrei
sein, wenn sich an den Treibhausgas-Emissionen nicht viel ändert;
* bis zu 90 Prozent der Permafrostböden könnten bis zum Jahr 2100
oberflächlich auftauen und dann zusätzlich klimawirksames Methan freisetzen;
* Niederschläge werden in den Trockengürteln der Erde tendenziell weiter
abnehmen und in feuchten Weltregionen weiter zunehmen;
* in mittleren Breiten werden Stürme seltener auftreten, dafür aber an
Stärke gewinnen - extreme Wellenhöhen an der Küste und größere Schäden
inklusive;
* der Meeresspiegel wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts allein durch die
thermische Ausdehnung des Wassers um bis zu 43 Zentimeter ansteigen, eine
beginnende Packeisschmelze in Grönland könnte diesen Betrag noch deutlich
erhöhen;
* in Europa werden die Außentemperaturen trotz einer vorhersehbaren
Abschwächung des Golfstroms steigen, weil der Treibhauseffekt durch
Kohlendioxid und andere Klimagase überwiegt.
Erde um 0,74 Grad wärmer
Die Erde habe sich in den letzten
hundert Jahren vor allem durch den Menschen um 0,74 Grad erwärmt und ein
weiterer Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts zwischen einem und
6,3 Grad wird erwartet. Eine Erderwärmung um 1,3 Grad seit Beginn des
Industriezeitalters sei demnach nicht mehr zu verhindern, so der
IPCC-Bericht. "Wir haben nur mehr 0,7 Grad Spielraum, bevor die
kritische Grenze von zwei Grad Temperaturanstieg überschritten wird."
Wird Grönland eisfrei?
Bis 2100 könnte die Temperatur um
bis zu 5,8 Grad steigen - abhängig von der Menge der freigesetzten
Treibhausgase. Die stärksten Temperaturerhöhungen erwarten die Forscher in
den hohen nördlichen Breitengraden, weniger betroffen sind hingegen die
südlichen Ozeane sowie der Nordatlantik. Weiterhin wird viel Eis schmelzen
und zum Steigen des Meeresspiegels beitragen. In den Tropen werden stärkere
Niederschlagshöchstwerte erwartet. Unter Umständen könnte die Emission der
Treibhausgase dafür ausreichen, Grönland in den nächsten 1.000 Jahren
eisfrei werden zu lassen.
Wirbelstürme werden immer stärker
Der Klimawandel ist
wahrscheinlich für immer stärkere Wirbelstürme verantwortlich. Dies ist laut
Teilnehmerkreisen eines der zentralen Ergebnisse im UN-Klimabericht. Die
zunehmende Kraft von Wirbel- und Tropenstürmen seit 1970 sei "wahrscheinlich"
auf die Erderwärmung zurückzuführen.
Klimawandel bedroht Atomkraftwerke
Weil sie zum Kühlen viel
Wasser benötigen, werden Atomkraftwerke gewöhnlich an Flüssen oder in
Meeresnähe gebaut. In Großbritannien sind es derzeit alle am Netz
befindlichen AKW, in Japan die meisten und in den USA viele. Wegen des
erwarteten Anstiegs der Meeresspiegel und die erwartete Zunahme an
Sturmfluten in den nächsten Jahren sind sämtliche AKWs in Gefahr. Sollte der
Ausstoß des Klimakillers CO2 nicht verringert werden, drohten etwa am
Atomkraftwerk Sizewell in England künftig um 1,70 Meter höhere Sturmfluten.
Als Lehrmeister für den besseren Schutz von Kraftwerken vor Sturmfluten hat
sich übrigens der Tsunami vom Dezember 2004 erwiesen. Die durch ein Seebeben
ausgelöste verheerende Flut im Indischen Ozean hatte vorübergehend einen
Reaktor in Indien unter Wasser gesetzt. Die IAEA leitete daraufhin eine
Untersuchung zum Hochwasserschutz ein.
Sonnenaktivität nicht entscheidend
Der von
Klimawandel-Skeptikern gern genannte Einwand, hinter der irdischen
Hitzewallung stecke bloß eine erhöhte Aktivität der Sonne, kann endgültig zu
den Akten gelegt werden. Tatsächlich ist der solare Beitrag ziemlich
vernachlässigbar. Die IPCC-Experten veranschlagen ihn mit maximal 0,2 Watt
thermischer Leistung pro Quadratmeter - gegenüber 2,6 bis 3,2 Watt, die auf
die vom Menschen eingebrachten Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2)
zurückgehen.