11. Mai 2008 17:33
Nicht nur Urlauber zieht es an die türkischen Küsten von Ägäis und
Mittelmeer. Immer häufiger taucht in den Gewässern vor der Türkei auch ein
Kugelfisch auf, der dort eigentlich nichts zu suchen hat: "Lagocephalus
sceleratus" ist durch den Suez-Kanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer
gewandert und fühlt sich dort offenbar sehr wohl. Nach Meinung von Experten
steckt der Klimawandel dahinter.
Lagocephalus ist giftig
Doch das Auftauchen des Kugelfischs vor
Antalya ist mehr als nur eine kuriose Begleiterscheinung der Erderwärmung -
der Fisch, der in der Türkei bereits vieltausendfach gefangen und verzehrt
wurde, ist in den Sommermonaten hochgiftig. Türkische Meeresforscher
schlagen deshalb jetzt Alarm.
Bildet Nervengift Tetrodoxin
Mit seinen rund 35 Zentimeter
Körperlänge ist "Lagocephalus sceleratus" in der Region um das südtürkische
Antalya zu einer Art Geheimtipp geworden. Der Fisch hat kaum Gräten,
schmeckt gut und ist dank fleißiger Vermehrung in den vergangenen Jahren
reichlich vorhanden und deshalb billig. Allerdings kann er einen Menschen
töten, warnte Mehmet Gökoglu von der Mittelmeer-Universität in Antalya: In
der Brutzeit im Sommer stoße der Fisch zum Schutz der Jungtiere das schnell
wirkende Nervengift Tetrodoxin aus.
Im Sommer ungenießbar
In dieser Zeit dürften die Fische auf
keinen Fall verzehrt werden, erklärte Gökoglu. In Israel hat es nach seinen
Angaben bereits Todesfälle gegeben, in der Türkei sei beobachtet worden,
dass Katzen starben, nachdem sie von dem Fisch gegessen hatten.
Tote zu befürchten
Nicht auszudenken, was geschehen könnte,
wenn "Lagocephalus sceleratus" in der türkischen Hochsaison in den bei
Urlaubern beliebten Fischrestaurants an den Stränden um Antalya aufgetischt
werden sollte - die Zubereitung im Kochtopf kann dem Gift nichts anhaben.
Gökoglu hat deshalb das türkische Landwirtschaftsministerium in Ankara
eingeschaltet, das Warnungen an die Fischer herausgeben soll.
Auch im benachbarten Griechenland wird vor "Lagocephalus sceleratus" gewarnt.
Dort tauchte der Fisch zum ersten Mal vor fünf Jahren auf und wurde von den
dortigen Fischern wegen seiner langen Vorderzähne "Hasenfisch" getauft.
Warten auf den Hai
Die Meeresforscher von der
Mittelmeer-Universität in Antalya glauben, dass nicht nur der giftige
Kugelfisch aufgrund des Klimawandels seinen Weg in türkische Gewässer finden
wird. Selbst einige für den Menschen gefährliche Hai-Arten könnten bald vor
Antalya auftauchen. Wenn die Wassertemperatur weltweit um zwei bis drei Grad
steigt, ist eine Wanderung gefährlicher Haie möglich.