18. Juli 2008 11:27
Nach jahrzehntelangen Hänseleien waren die Bewohner des Westerwalddorfs
Kotzenroth im Jahr 1963 ihren anrüchigen Ortsnamen los - ab sofort lebten
sie im wohlklingenderen Rosenheim, was mit einem festlichen Umzug gefeiert
wurde. Acht Jahre später konnten auch die Einwohner des rheinhessischen
Blödesheim aufatmen und als Hochborner in ein von Hohn und Spott befreites
Leben starten.
Das unterscheidet sie von den Menschen in Gammelshausen, Pinkler,
Linsengericht oder Regenmantel, die wegen ihrer Heimat auch heute noch
Gelächter oder anzügliches Grinsen erdulden müssen. Von Aftersteg im
Breisgau bis Zwetschenwippe in Nordrhein-Westfalen sorgen zahllose Ortsnamen
in Deutschland für Heiterkeit bei jenen, die nicht darin wohnen.
Lustige Reiserouten
Für jeden Geschmack lässt sich eine
ansprechende Reiseroute zusammenstellen: So kann man etwa - wahlweise in
Niedersachsen oder Bayern - in Hölle starten, im Harz Elend und Sorge hinter
sich lassen, sich in Hessen von Machtlos und Friedlos verabschieden und
gleich an sieben verschiedenen Orten Einzug ins Paradies halten. Und wem das
nicht reicht, der findet in der Nähe von Soest sogar Paradiese.
Himmels-Namen
Geradezu unübersichtlich viele Wege führen ins
Himmelreich: Die Himmelpforten kann man sowohl in Nordrhein-Westfalen als
auch in Niedersachsen passieren, wem eine einzige Himmelpfort reicht, der
wird in Brandenburg fündig, und an die Himmelsthür kann man in der Nähe von
Hildesheim klopfen. Vorbei am Himmelgarten mit Kuckucksmühle, der in
Thüringen gelegen ist, geht es über das schleswig-holsteinische Himmelmoor
durch Himmelthal und Himmelwies - beides in Bayern gelegen - vorbei an
Himmelsburg in Nordrhein-Westfalen und Himmelstadt in Unterfranken gleich an
14 verschiedenen Stellen ins Himmelreich. Und bei Göttingen findet man dann
endlich die Himmelsruh.
Obszön: Tittenkofen und Wixhausen, Geilenkirchen
Wer es
etwas deftiger mag und sich an schlüpfrigen Zweideutigkeiten erfreuen
möchte, der kann sich ebenfalls eine exquisite Reiseroute der Obszönitäten
zusammenstellen: Vom bayerischen Muschenried aus kann der Weg etwa über
Tittenkofen bei Erding, Busendorf bei Bamberg und Tuntenhausen im Kreis
Rosenheim nach Wixhausen bei Darmstadt führen. Wer dann das
nordrhein-westfälische Geilenkirchen hinter sich lässt, der kann eventuell
in Fickmühlen oder Vögelsen in Niedersachsen Erfüllung finden, wenn er nicht
ohnehin einen der sechs Orte namens Lust als Endstation angesteuert hat.
Wohnen Deppen in Deppenhausen?
Pauschalisierende Rückschlüsse
wünschen sich die Einwohner von Deppenhausen bei Biberach oder
Dümmlinghausen in Nordrhein-Westfalen sicherlich genauso wenig wie die
Bewohner von Langweiler in Rheinland-Pfalz. Auch in Leichendorf, Betteldorf,
Streitdorf oder in Faulebutter hört man den Spruch "Nomen est Omen"
vermutlich weniger gerne. Albern mag es aber sicher zuweilen im
gleichnamigen Ort im Chiemgau zugehen.
Von Pups nach Aua
In dieser Stimmung ist wohl auch, wer gezielt
nach Pups im Landkreis Rosenheim, Aua im Kreis Hersfeld-Rotenburg oder Oha
in Schleswig-Holstein fährt. Und er erfreut sich sicherlich auch an
Ortsnamen wie Brocklosenborstel, Huiweiler, Dingerdonn, Pröllersäge oder
Knutzenswarft.