30. November 2007 15:21
Nachtarbeit erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken. Zu diesem Ergebnis
kommt das Internationale Krebs-Forschungszentrum (IARC) der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach der Auswertung zahlreicher Studien.
Wechselnde Schichten mit Nachtarbeit würden vom IARC genauso als
"wahrscheinlich krebserregend" eingestuft wie gefährliche Substanzen wie
Bleifarbe, ultraviolette Strahlen oder PCB, sagte IARC-Forscher Vincent
Cogliano der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Die neue Risikobewertung
basiert vorrangig auf der Untersuchung von Frauen, die nachts arbeiten.
Risiko lange unterschätzt
"Nachtarbeit im Schichtdienst mit
unregelmäßigen Arbeitsperioden" bringe die biologische Uhr durcheinander und
sei daher gesundheitsschädlich, erläutert Cogliano. Krankenschwestern und
Stewardessen, die über lange Zeit immer wieder Nachtschichten arbeiten,
haben demzufolge eindeutig ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Der Wissenschaftler weist gleichzeitig darauf hin, ass dieses Risiko nicht
doppelt so hoch sei wie bei Menschen ohne Nachtschichten und deshalb von den
Experten als "mäßig" eingestuft werde. Aber, so fügt der Epidemiologe hinzu,
"es ist ein reales Risiko".
Gesundheitsschädigung durch unregelmäßigen Rhythmus
Die
Ergebnisse von Studien an Frauen stimmten mit Tierforschungen überein, denen
zufolge ständige nächtliche Beleuchtung oder Uhrzeitverschiebungen wie beim
"Jet Lag" das Auftreten von Tumoren begünstigt. Experten vermuten, dass die
Gesundheitsschädigung durch Störungen des 24-Stunden-Rhythmus des Menschen
ausgelöst wird. Der Organismus funktioniert nach dem Wechselspiel von Tag
und Nacht. Licht unterbricht die Produktion des Hormons Melatonin, das der
Körper normalerweise nachts ausschüttet. Die Unterdrückung des Melatonins
begünstigt demnach die Entstehung von Tumoren, während die Veränderung des
Schlaf-Wach-Rhythmus Gene durcheinanderbringt, die ebenfalls im Zusammenhang
mit der Tumor-Entstehung stehen.
Studien vorrangig noch über Frauen
Dass Schlafentzug und
Melatoninmangel das Immunsystem schwächten, sei schon vorher bekanntgewesen,
sagte Cogliano. Einschränkend fügte er jedoch hinzu, dass die ausgewerteten
Studien vorrangig Frauen beträfen und zusätzliche Informationen über Männer
und Nachtarbeit noch fehlten.
Häufige Diagnosen bei Flugpersonal
Außerdem seien gewisse
Fehlerquoten nicht auszuschließen, da zum Beispiel Stewardessen auch mehr
kosmischer Strahlung ausgesetzt seien. Dass bei Piloten nachweislich
häufiger Prostata-Krebs diagnostiziert werde als bei anderen Berufsgruppen,
könne auch daran liegen, dass sie besonders gewissenhaft alle
Vorsorgeuntersuchungen einhalten müssen. "Deshalb sind ergänzende Studien
notwendig, um mögliche Risiken in anderen Berufsgruppen und vor allem bei
Männern noch genauer zu untersuchen", sagte der Wissenschafter.