31. März 2008 07:51
Das statistische Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, ist in
Niederösterreich um 57, in Oberösterreich um 53 Prozent höher als in Wien.
Das geht aus einer Vergleichsstudie des deutschen Gesundheitsstatistikers
Ernst Bruckenberger für das Jahr 2006 im aktuellen "profil" hervor.
Deutsche sind besser versorgt
Im Vergleich zu Deutschland
schneidet Österreich bei der Herzinfarkt-Akutversorgung deutlich schlechter
ab. Und zwischen den einzelnen Bundesländern herrschen eklatante
Qualitätsunterschiede in der Versorgung.
Zu wenig Herzkatheterlabors
Nach den Richtlinien der Europäischen
Kardiologengesellschaft sollte ein Infarktpatient innerhalb von 90 Minuten
ab dem ersten Arztkontakt in einem Herzkatheterlabor behandelt werden. Da
aber solche Labors samt qualifiziertem Personal nicht überall verfügbar und
häufig zur Nachtzeit und am Wochenende nicht besetzt sind, können Zeitpunkt
und Standort des Patienten über Leben und Tod entscheiden.
Standort entscheidet über Leben
Im tiefen Nieder- und
Oberösterreich oder im hintersten Alpental sind demnach die
Überlebenschancen geringer als im vergleichsweise gut versorgten Wien. Aus
Kostengründen weigern sich Gesundheitspolitiker in vielen Regionen, eine
Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherzustellen. Die Zentren, die auch außerhalb
der regulären Zeiten Dienst versehen, sind überlastet, und Katheterärzte
machen sogar im Wiener AKH mitunter 48 Stunden ohne Schlaf durch.
50% der Infarktpatienten sterben
In Österreich erleiden jährlich
etwa 12.000 Personen einen Herzinfarkt. Laut Statistik Austria stirbt davon
etwa die Hälfte. Allerdings werden von den offiziellen Daten nur
Herzinfarkt-Tote erfasst, die nach Aufnahme ins Krankenhaus sterben.
Experten schätzen, dass etwa ein Drittel der Patienten stirbt, noch bevor
der Notarzt eintrifft. Oft sind aber auch die Chancen nach Eintreffen der
Rettung nicht besonders hoch.
Zivi-Bomber reichen nicht
Vor allem am Land kommt in vielen
Fällen ein mangelhaft ausgebildetes Rettungspersonal zum Einsatzort, bis
endlich der Notarzt folgt. Oft sind es nur mit Zivildienern besetzte, im
Branchenjargon als "Zivi-Bomber" bezeichnete Einsatzfahrzeuge, die unter
Bruch des Sanitätergesetzes mit Blaulicht durch die Gegend rasen.
Aber selbst Ärzte sind oft nicht in der Lage, einen Herzinfarkt einwandfrei
zu diagnostizieren. Von fünf Herzinfarktpatienten berichteten demnach drei,
dass ihr Herzinfarkt selbst im Krankenhaus nicht oder erst nach Tagen
entdeckt wurde. Während die Todesrate in Wien, Salzburg und Vorarlberg
deutlich und in der Steiermark und in Kärnten geringfügig unter dem
Bundesschnitt liegt, ist das Risiko, an einem Infarkt zu sterben, im
Burgenland um 49 und in Tirol um 39 Prozent höher als in Wien.