27. Oktober 2008 13:59
Umfassende Rauchverbote an Arbeits- und öffentlichen Plätzen -
einschließlich der Gastronomie - führen laut EU-weiten Untersuchungen zu
einer deutlichen Abnahme von Kohlenmonoxid (CO) in Atemluft und Blut.
Innerhalb von zwei Jahren wurden 223.050 Messungen bei aktiven und passiven
Rauchern durchgeführt und ausgewertet. Während in allen anderen Ländern die
CO-Belastung seit 2006 abnahm, habe es in Österreich ein Zunahme gegeben.
Insgesamt habe die CO-Belastung seit 2006 bei Nichtraucher um 28 Prozent,
bei Tabakkonsumenten um sechs Prozent abgenommen, so der Wiener
Umwelthygieniker Manfred Neuberger über die EU-weiten Ergebnisse der
Messungen im öffentlichen Raum, an Arbeitsplätzen oder auch bei
Veranstaltungen. Überdurchschnittlich viele Raucher beteiligten sich an den
freiwilligen Untersuchungen.
Österreich auf dem letzten Platz
Zurückzuführen sei das
Ergebnis auf Verbote und Einschränkungen, die viele andere Staaten beim
Tabakkonsum in den vergangenen Jahren eingeführt hätten, erklärte
Neuberger. Auch Maßnahmen wie die Preispolitik, Präventionsprogramme,
Werbeverbote und Therapiemöglichkeiten hätten einen Einfluss auf die
CO-Konzentration. Laut einer Vergleichsstudie liege Österreich diesbezüglich
auf dem 30. und letzten Rang, Großbritannien schneide am besten ab.
Ist das Qualmen in der Öffentlichkeit absolut Tabu, finden sich in den
Lungen von Nichtrauchern 2,5 ppm (Teile pro Millionen Teile) Kohlenmonoxid,
so die Studie. Bei der bloßen Einschränkung des Rauchens ist der Wert im
Durchschnitt mehr als doppelt so hoch (5,2 ppm). Zum Vergleich: Die
CO-Konzentration in der Außenluft darf per Gesetz 8.5 ppm nicht
überschreiten. Bei Rauchern übersteigt der Gehalt der Atemluft diese Wert um
mehr als das Doppelte (17,5 ppm).
Geringer Unterschied zwischen Passiv- und Gelegenheitsrauchern
Der
Unterschied zwischen Passiv- und Gelegenheits-Rauchern (5,5 ppm)) sei
gering, betonte der Mediziner. Beide hätten ein vergleichbar hohes Risiko
einen Herzinfarkt bzw. Schlaganfall zu erleiden oder an Lungenkrebs zu
erkranken. Personen, die nur durch Umwelteinflüsse wie den Straßenverkehr
belastet seien, würden eine um ca. 30 Prozent geringere Konzentration
aufweisen. Grund für dieses Ergebnis ist der - im Vergleich zum direkt
inhalierten Zigarettenrauch - besonders schädliche Passivrauch. Dieser
enthalte Schadstoffe völlig ungefiltert und transportiere mehr Feinstaub in
die Lungen.
Tabakgesetz zu wenig effektiv
Angesichts dieser Ergebnisse sei
das mit 1. Jänner 2009 in Kraft tretende neue Tabakgesetz mit strengeren
Verboten in der Gastronomie "zu wenig effektiv", kritisierte Christine
Klien, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin. Die
Situation werde sich nur für einen Teil der Lokalmitarbeiter ändern. Solange
Arbeitnehmer - beispielsweise in Raucherräumen - dem schädlichen Qualm
ausgesetzt seien, gebe es zu wenig Schutz.
Neuberger kritisierte, dass die "fast kostenlose" Maßnahme eines
Rauchverbots nicht ergriffen werde, obwohl dadurch beispielsweise die Zahl
der Herzinfarkte deutlich reduziert werden könnte. Studien hätten dies
mehrfach unter Beweis gestellt: In Schottland beispielsweise seien nach der
Einführung 21 Prozent weniger Nichtraucher und 14 Prozent weniger Raucher
erkrankt.