26. November 2007 15:25
Den Astronomen gibt der Komet mit der Bezeichnung 17P/Holmes zwar eine Menge
Rätsel auf, die geradezu panische Reaktion einiger Mitmenschen im Angesicht
des ungewöhnlichen Schweifsterns erscheint Experten aber maßlos übertrieben.
"Bei uns rufen Leute an und fragen, ob sie ihre Aktienpakete verkaufen
sollen", wundert sich der Leiter der Bochumer Sternwarte, Thilo Elsner.
"Dabei ist der Komet 240 Millionen Kilometer von der Erde entfernt."
Ungewöhnlicher Komet ist keine Gefahr
In der Tat geht von
17P/Holmes keinerlei Gefahr für die Erde aus - auch wenn mit dem Kometen,
der sich weit draußen zwischen Mars- und Jupiterbahn befindet, seit Wochen
etwas sehr Ungewöhnliches passiert. Denn aktuellen Berechnungen zufolge ist
17P/Holmes mittlerweile das bei weitem größte Objekt des Sonnensystems. Der
ständig wachsende Durchmesser der Gas- und Staubwolke um den Kometen, die
von den Astronomen Koma genannt wird, übertrifft inzwischen bei weitem den
Durchmesser der Sonne. Dies bedeutet freilich nicht, dass der Komet am
Nachthimmel für den Laien ein überwältigendes Schauspiel abgeben würde. "Mit
unbewaffnetem Auge sieht er aus wie ein normaler Stern, der leicht
verschwommen ist", sagt Elsner. "Erst in einem Fernglas oder Teleskop wird
die Koma sichtbar."
Helligkeitsexplosion
Allerdings dürfte 17P/Holmes mit bloßem Auge
eigentlich gar nicht zu erkennen sein, und damit beginnt das Problem der
Astronomen. Dass der vor 115 Jahren erstmals beobachtete Komet nach einer
wahren Helligkeitsexplosion Ende Oktober nun deutlich sichtbar im Sternbild
Perseus erstrahlt, lässt die Forscher weltweit nach Erklärungen suchen. Denn
bisher galt der nach dem englischen Astronomen Edwin Holmes benannte
Schweifstern als unscheinbar. Zwar gab es offenbar auch bei seiner
Entdeckung im November 1892 einen Helligkeitsausbruch. Doch bei weiteren
Beobachtungen des Kometen, der in sicherem Abstand zur Erde einmal in sieben
Jahren die Sonne umrundet, blieb 17P/Holmes lichtschwach und damit ein
Beobachtungsobjekt für Spezialisten mit großen Fernrohren.
Kollidierte der Komet mit einem Felsbrocken?
Auch bei seiner
Wiederkehr in diesem Jahr sollte seine Helligkeit nur die 17. Größenklasse
erreichen - zum Vergleich: mit bloßen Auge sind Himmelsobjekte
günstigstenfalls ab der sechsten Größenklasse erkennbar. Ende Oktober aber
steigerte 17P/Holmes plötzlich seine Helligkeit um das 500.000fache und
leuchtet nun so hell wie ein Stern zweiter Größe. Eine Erklärung für diese
absolut ungewöhnliche Helligkeitszunahme könnte sein, dass der Komet mit
einem Felsbrocken kollidiert ist. In diesem Fall wären unzählige Teile aus
dem wenige Kilometer großen Kometenkern herausgesprengt worden, die sich nun
im All ausbreiten und die Koma ständig anwachsen lassen.
Ein Überbleibsel aus der Entstehungszeig des Sonnensystems
Normalerweise
bildet sich die Gas- und Staubwolke eines Schweifsterns bei dessen
Annäherung an die Sonne. Denn Kometen, die als Überbleibsel aus der
Entstehungszeit des Sonnensystems gelten, sind in ihrer Zusammensetzung mit
schmutzigen Schneebällen vergleichbar. Wenn sie sich der heißen Sonne
nähern, verdampfen die Gase im Kometenkern. Dadurch entstehen neben der Koma
manchmal auch Gas- und Staubschweife, die stets von der Sonne fort weisen.
Sie machen große Kometen zu den spektakulärsten Himmelsschauspielen
überhaupt. So zogen in den 1990er Jahren die prächtigen Kometen Hale-Bopp
und Hyakutake die Menschen in ihren Bann.
Ein Vorbote für drohendes Unheil?
Allerdings galten große
Schweifsterne früher auch als Vorboten drohenden Unheils. So könnte die
Panik mancher Zeitgenossen angesichts des wundersamen Kometen 17P/Holmes so
etwas wie ein kollektiver Reflex sein. Doch dass sich von dem milchigen
Sternchen im Perseus niemand bedroht fühlen muss, zeigt schon die Entfernung
des Kometen von derzeit gut 1,6 Astronomischen Einheiten. Eine beträchtliche
Wegstrecke angesichts des Umstands, dass die Sonne im Mittel eine
Astronomische Einheit - gleich 150 Millionen Kilometer - von der Erde
entfernt ist. Beim Kometen Hyakutake war dies übrigens ganz anders: Er
näherte sich laut NASA der Erde im März 1996 bis auf 0,1 Astronomische
Einheiten.