22. November 2007 12:37
Fünf Privattrips ins Weltall hat Eric Anderson bereits organisiert, jetzt
steht seine Firma vor dem nächsten Coup. "Bald wird der erste Tourist den
Mond umrunden", verkündet er. Die Zusage der russischen Raumfahrtbehörde FSA
habe er bereits, die Unterschrift des ersten Mond-Touristen sei nur noch
Formsache, sagt Anderson.
Okkasionspreis von 70 Mio. Euro
"Alles Wesentliche ist geklärt -
spätestens 2011 startet der erste Passagier in einem Sojus-Raumschiff zum
Mond." Wer sich den 100 Millionen Dollar (70 Millionen Euro) teuren Urlaub
leistet? "Kein Kommentar. Diskretion ist unser oberstes Geschäftsprinzip."
Weltraum-Tourismus seit 2001
Nach diesem Muster verfuhr die
Firma Space Adventures aus Vienna im US-Bundesstaat Virginia bereits, als
sie im Jahr 2001 den Amerikaner Dennis Tito zur Internationalen Raumstation
ISS schickte - den ersten privaten Weltraumtouristen der Geschichte. Vier
weitere folgten seitdem. Kürzlich gab Space Adventure den Namen des sechsten
Passagiers für Oktober 2008 bekannt: Richard Garriott, ein
Computerspiel-Entwickler und Sohn eines NASA-Astronauten. "Der Tourismus ins
All boomt", freut sich Anderson.
Geschäftsführer ist verhinderter Astronaut
Wenn er über
die Projekte seines Unternehmens spricht, klingt der 33-Jährige eher wie ein
überdrehter Fan der Science-Fiction-Serie Star Trek als ein kühler
Firmenlenker. Bereits als kleiner Bub wollte er Astronaut werden, eine
Sehschwäche hinderte ihn daran. "Jetzt verwirkliche ich meinen
Kindheitstraum auf andere Weise", sagt er vollmundig, "und da viele Menschen
diesen Kindheitstraum haben, mache ich damit jetzt ein Geschäft". Etwa 200
Millionen Dollar (140 Millionen Euro) erwirtschaftete seine Firma seit ihrer
Gründung vor zehn Jahren. Und der umtriebige Mann mit dem lichten Haar und
der eleganten Brille will weiter expandieren.
Drei Minuten Schwerelosigkeit ab 2.800 Euro
"Wir sind dabei,
einen massenattraktiven Markt zu schaffen. Auch weniger reiche Menschen
sollen das Gefühl der Schwerelosigkeit erleben", sagt Anderson. Das
prickelnde Gefühl der Schwerelosigkeit kann man bereits bei "Parabelflügen"
in Großraumflugzeugen erleben, die sich auf steile Steig- und Sinkflüge
spezialisiert haben. Drei Minuten Schwerelosigkeit kosten immerhin 4000
Dollar (2.800 Euro). "Suborbitalflüge" bieten zudem einen Blick aus 100
Kilometern Höhe auf die Erde und ins Dunkel des Weltalls. Der Preis für den
zweistündigen Ausflug: 102.000 Dollar (720.000 Euro).
Dass inzwischen auch andere Unternehmen Flüge im "unteren Preissegment"
anbieten, begrüßt Anderson. "Konkurrenz belebt das Geschäft. Und da wir als
einzige Firma Touristen ins Weltall bringen, sind wir weiter führender
Anbieter." Damit das so bleibt, hat sich Space Adventure alle verfügbaren
Plätze an Bord russischer Sojus-Raumfähren bis 2009 gesichert. Derzeit
laufen Verhandlungen mit der FSA über eine Reservierung bis 2011.
Zehn Flüge pro Jahr
Von 2012 an will Anderson sogar zehn
Flüge pro Jahr anbieten - eine Ankündigung, die andere Experten für
unrealistisch halten. "Dafür müssten die Russen ein neues, größeres
Raumschiff bauen", vermutet der Raumfahrt-Journalist Anatoly Zak. "So etwas
dauert zehn Jahre und kostet Milliarden." Anderson habe eine Marktnische
entdeckt, seine Ankündigungen seien aber mitunter allzu großspurig. "Er
besitzt keine Infrastruktur, keine Raumschiffe, er hat gar nichts", sagt
Zak, "Er ist völlig von der russischen Raumfahrtbehörde abhängig."
Anderson nimmt derartige Kritik gelassen hin. Immer wenn er neue Pläne
vorgestellt habe, hätte es Hohn und Spott gehagelt, meint er. Den "giggle
factor" (Kicher-Faktor) nennt das der Firmenchef und will seine Pläne
unbeeindruckt vorantreiben. Dabei verfolgt er auch eine ganz persönliche
Mission. "Noch muss ich ans Geschäft denken und die wenigen Plätze an Käufer
vermitteln", sagt Anderson schmunzelnd, "aber sobald es möglich ist, werde
ich selber ins Weltall fliegen."