17. September 2007 20:45
Unter dem riesigen Betonsarkophag, den die französische Baufirma Novarka
über dem Reaktor errichten soll, hätte ein Fußballstadion Platz. "Wir haben
heute den ersten Stein für den Bau eines sicheren Sarkophags gelegt", sagte
Präsident Viktor Juschtschenko am Montag nach Angaben der Agentur Interfax
bei der Vertragsunterzeichnung.
364 Millionen Euro teuer
Der Schutzmantel soll nach der
schlimmsten Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der
Atomenergie vor 21 Jahren verhindern, dass radioaktive Partikel aus den
Überresten des Reaktors austreten. Das 505 Millionen Dollar (364,3 Millionen
Euro) teure Projekt werde den Reaktor zu einem "ökologisch ungefährlichen"
Objekt machen, sagte der stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung,
Alexander Tschaly.
Die alte, nach der Reaktorexplosion im April 1986 provisorisch gegossene
Schutzhülle ist durch die Witterung mittlerweile durchlässig geworden. Unter
ihr lagern nach Expertenschätzungen 200 Tonnen radioaktives Material.
Gesamtkosten: 1 Milliarde Euro
Finanziert wird der Bau der neuen
Schutzhülle von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
(EBWE). Sie rechnet insgesamt mit Kosten von 1,39 Milliarden Dollar (eine
Milliarde Euro), um die Folgen des Unfalls zu bewältigen. Dazu gehört auch
ein Lager für abgebrannte Brennelemente der übrigen drei Reaktoren von
Tschernobyl, das die US-Firma Holtec International bauen soll. Der letzte
Block ging im Dezember 2000, 16 Jahre nach der Katastrophe, vom Netz.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Hülle ist dreimal so schwer wie
Eifelturm
Gewicht von drei Eifeltürmen
Die neue Schutzhülle ist nach
Angaben der EBWE 105 Meter hoch und 150 Meter lang. Sie wiegt 18.000 Tonnen
und damit dreimal so viel wie der Eiffelturm, wie die Zeitung "Le Figaro"
schrieb. Sie könne 100 Jahre halten. Aus Sicherheitsgründen wird die Hülle
außerhalb der kontaminierten Zone gebaut, um dann über Schienen über den
Sarkophag geschoben zu werden. 900 Bauarbeiter aus der Ukraine und 60
Ausländer werden eingesetzt und ständig von Ärzten auf Verstrahlung
untersucht werden. Die Bauarbeiten sollen Ende des Jahres beginnen und
viereinhalb Jahre dauern.
Im Atomkraftwerk Tschernobyl, 100 Kilometer nördlich von Kiew, war am 26.
April 1986 der vierte Reaktorblock nach einem fehlgeschlagenen Experiment
explodiert. Die Katastrophe forderte nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation zwischen 14.000 und 17.000 Menschenleben. Die
radioaktive Wolke traf Millionen Menschen in Nord- und Osteuropa, auch in
Österreich wurde erhöhte Strahlung gemessen. In der Grenzregion zwischen der
Ukraine und Weißrussland leiden bis heute viele Menschen an den Folgen der
radioaktiven Verstrahlung.